Ideapad 710s: Review neu verfasst am 02.06.2017

tuxpad

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Hallo Zusammen,

nachdem hier zum Ideapad 710s noch gar nichts zu finden ist, wollte ich mal meine Erfahrungen hier mit Euch in einer Art Langzeitprojekt teilen. Wenn Ihr Fragen habt, könnt Ihr sie gern hier posten und ich werde die entsprechenden Aspekte (sofern möglich) ins Review aufnehmen.
Im Betrieb sind hier zwei Ideapad 710s-13ISK, Model 80SW. Mein erstes Gerät hatte offensichtlich einen Defekt, der möglicherweise zu Fehleinschätzungen führte. Das Gerät wurde jetzt eingeschickt.
Aufgrund der vielen Nachträge bzw. Korrekturen, wurde das Ganze etwas unübersichtlich, daher habe ich es jetzt nochmal vollständig neu gefasst.

Vorgeschichte:
Ich war seit längerer Zeit auf der Suche nach einem würdigen und bezahlbaren Nachfolger für mein X220 (i5, 8GB, 480GB SSD). Gestört hat mich vor allem das Display, dessen Auflösung von 1366*768 einfach nicht mehr zeitgemäß und wie fast alle Lenovo-Displays zu dunkel und mit mangelhafter Farbdarstellung ist. Lange Zeit war das X1 mein Favorit, aber im mir gesteckten Budget von € 700,-- war einfach kein vernünftiges (gebrauchtes) Gerät zu bekommen, jedenfalls nicht mit deutscher Tastatur. Immer wieder habe ich dann im Preisvergleich bei heise.de nach leichten Notebooks gesucht und bin dann auf das Ideapad 710s gestoßen, dass es mit Full HD IPS-Display, i5 6260U, 8GB RAM und 256GB NVMe-SSD für genau € 700,-- zu kaufen gab.

Kaufentscheidung
Ein Testbericht auf Notebookcheck (mit Core i7) ist ziemlich positiv ausgefallen:
https://www.notebookcheck.com/Test-L....165459.0.html

Als negative Aspekte wurden aufgeführt:
Auch die Tastatur weiß zu überzeugen, die gleithemmende Oberfläche des ansonsten guten Touchpads hingegen weniger. Wer viel Peripherie gleichzeitig anschließen möchte, muss sich im Hinblick auf die sehr übersichtliche Ausstattung mit Ports anderweitig umsehen. Eine Wartungsklappe fehlt, dafür scheint die Bodenplatte einfach zu demontieren zu sein.


Zwar offenbarten sich einige technische Schwächen wie das extreme Throttling im Stresstest oder der leicht sirrende Lüfter, nur fehlt es hier an Relevanz, da das Gerät in der Praxis eben so gut wie nie am Anschlag laufen dürfte.


Touchpad, Schnittstellen: geschenkt. Ein Freund von Touchpads bin ich eh nicht, da muss es eine Bluetoothmaus richten, die Anzahl der Ports reicht für meine Zwecke gerade so.
Die Vermutung mit der Bodenplatte ist korrekt, es gibt ein Hardware Maintenance Manual für das 710s, in dem das Entfernen der Bodenplatte und der Austausch von Komponenten erläutert wird. Es gibt bei diesem Gerät zwar leider keine CRUs mehr, aber zumindest an Akku, SSD und Lüfter kommt man ran.
Die Aussage zum Lüfter schien plausibel, dazu aber später mehr.

Da Linux auf dem Gerät laufen soll, habe ich zunächst mal eine Websuche zum Thema gemacht. Das war gut, denn dabei habe ich herausgefunden, dass es für die NVMe-SSD keine Linux-Treiber gibt und daher zunächst kein Linux installierbar war. Lenovo hat auf die Kundenkritik zumindest soweit reagiert, dass ein Linux-BIOS ohne offizielle Unterstützung herausgegeben wurde. Dieses ist nicht zur Verwendung mit Windows gedacht, die Performance der SSD leidet etwas, weil der Geschwindikkeitsvorteil der NVMe-Schnittstelle verloren geht. Ich gehe aber mal davon aus, dass sie nicht langsamer als eine SATA-SSD wird. Eine Messung habe ich zwar noch nicht gemacht, aber das System bootet mit Linux Mint 18.1 (KDE) in unter 17 Sekunden und fühlt sich immer noch sehr flott an. Das Linux BIOS kann auf der Geräteseite bei Lenovo heruntergelden werden.

Erste Eindrücke
Erster Eindruck haptisch: Ziemlich cool, wenn ich auch nicht ganz so euphorisch bin wie die Tester von Notebookcheck. Das Gehäusse macht durchaus einen soliden Eindruck, aber es gibt bei einem Gerät leicht überstehende Kanten im Bereich des Palmrests. Für meine Frau beispielsweise kein Problem, mit meinen großen Händen merke ich das schon ein bisschen beim Tippen. Es ist aber nicht wirklich schlimm, es sind keine Kanten, die sich fies in die Handfläche bohren.

Anbei ein paar Bilder vom Auspacken:
Box.jpgBox2.jpgBox3.jpeg


Die Tastatur:
Aufgrund des MacBook-artigen Layouts war ich ein bisschen skeptisch. Die rechte Shift-Taste am Cursor-Block sollte mich doch nicht stören, schließlich benutze ich meistens die linke... Oder? Zweimal falsch gedacht: Wie sich zeigte, benutze ich die rechte Shift-Taste sehr häufig, glücklicherweise hat eine Tippübung an einem Yoga 710 mit gleichem Tastaturlayout ergeben, dass ich trotzdem gut damit klar komme. Anders wäre der Fall aber bei einem Ideapad 510: dort sitzt noch ein Nummernblock neben der Tastatur, so dass die Orientierung beim Blindschreiben fehlen würde. Der Anschlag ist ganz anders als bei meinem x220: Viel weniger Hub, aber angenehm. Der Hub ist vergleichbar mit dem Macbook Pro (Late 2015) meiner Frau, aber etwas weicher. Wir finden die Tastatur beide gut. Nicht so gut gefällt mir die neue Mode, dass die Funktionstasten nur noch mit gleichzeitig gedrückter Taste [FN] als solche funktionieren, die Belegung der Funktionstasten bzw. Nutzung ohne [FN] lässt sich jedoch im BIOS umstellen.

Das Gerät hat als Neuigkeit (für mich) eine sogenannte "Novo"-Taste: so eine Art-Resetknopf (Bedienung mit umgebogener Büroklammer), die benötigt wird um ins Bios zu kommen. Wer denkt sich denn so was aus?

Touchpad:
Der Eindruck bei Notebookcheck, dass die Finger nicht gut gleiten, liess sich für mein erstes Gerät nicht bestätigen, beim zweiten hingegen war es zutreffend. Wie sich jedoch zeigte, scheint es sich um eine Oberfächenbehandlung zu handeln, die sich nach kurzer Nutzung abnutzt. Ich habe jetzt den Eindruck, dass mein erstes Gerät mit dem merkwürdigen Warmstartverhalten (siehe unten) wohl nicht ganz neu war...
Das Touchpad funktioniert mit Mint besser als unter dem vorinstallierten Win 10: Hier wurde trotz entsprechender Voreinstellung im Treiber kein Zwei-Finger-Tipp als rechte Maustaste erkannt, unter Mint funktioniert es hingegen out of the box.
Ansonsten: Super leicht, das Gerät macht Freude.

Ein Bild von Tastatur und Touchpad. Man beachte die kleine rechte [Shift]-Taste:
Tastatur.jpg


Erstes Einschalten:
Das vorinstallierte Windows 10 wird eingerichtet, ich habe keine Zeit genommen, gefühlt hat es keine 15 Minuten gedauert. Danach bootet Windows in ca. 15 Sekunden nach dem Einschalten (schnelles Herunterfahren deaktiviert). Dass die NVMe-SSD wirklich rattenschnell ist merke ich an Firefox, hat er doch die Fähigkeit jedes System träge wirken zu lassen. Hier startet er jedoch ohne nennenswerte Verzögerung.

Software:
Von Lenovo sind 4 Programme installiert, App Explorer, Companion, Kontoportal und Lenovo Settings. Sonst kommt noch das übliche Skype-, Office-Test- und Spielegeraffel nebst einer Xing-App und Mc Affee als Virenscanner dazu.

Lüfterverhalten:
Obwohl die Konfiguration für Lenovo-Verhältnisse schlank ist, läuft trotzdem häufig irgend ein blöder Dienst der dafür sorgt, dass das Gerät ohne produktive Aufgabe 40% und mehr Prozessorlast hat. Ich hoffe, das gibt sich noch, denn der Lüfter setzt früh ein. Nachtrag: Offensichtlich war der ständig laufende Lüfter eine Folge der umfangreichen Updates, wird nichts an dem Gerät gemacht, bleibt der Lüfter jetzt auch aus. Der Lüfter des x220 ist akustisch jedoch deutlich zurückhaltender. Dabei wird das Gerät jedoch kaum warm, so dass hier noch Raum für Verbesserungen ist und glücklicherweise nicht das kleine flache Gehäuse schon ausgereizt ist. Auch nach Installation der Updates bleibt es für mich dabei: Im Windows-Betrieb läuft der Lüfter für meinen Geschmack viel zu oft und wird dabei ganz schön laut. Unter Linux Mint bleibt es hingegen angenehm ruhig.

Display:
Der erste Eindruck ist gut, schön hell, auch bei Schneebildern bleiben die Nuancen im Weiss erhalten, immerhin soll das Gerät den sRGB-Farbraum ja fast vollständig abdecken. Für meine Belange gut. Beim Booten zeigt sich jedoch ein deutliches Screenbleeding bei meinem ersten Gerät.

Blick ins BIOS
Um ins BIOS zu gelangen, drückt man bei ausgeschaltetem Rechner die [Novo]-Taste mit Hilfe einer aufgebogenen Büroklammer. Der Rechner startet und bietet einem ein Menü an, in dem man ins BIOS, alternativ aber auch ins Boot Menü bzw. zur Recovery oder normalem Bootvorgang kommt. Das BIOS ist sehr übersichtlich, im Vergleich mit den Thinkpads gibt es kaum Einstellmöglichkeiten, Secure Boot kann jedoch deaktiviert werden und die Funktionstasten können wieder auf die "normale" Belegung umgeschaltet werden, d.h. [FN] wird nicht benötigt, dafür dann wieder bei Lautstärke, Bildschirmhelligkeit etc. Für mich der bessere Kompromiss, denn Umschalten zwischen Konsolen mit [Strg]+[Alt]+[FN]+[Funkionstaste] erfordert für meinen Geschmack doch zuviel Fingerakrobatik. Umschalten auf AHCI statt NVMe ist in der Tat noch nicht möglich.

Linux Installation:
Ich habe erstmal einen Recovery-Stick fürs Windows 10 nach dieser Anleitung gemacht. Dafür sollte man ca. 30 Minuten einplanen. Der erzeugte USB-Stick hat nicht gebootet, dann habe ich das vorinstallierte "One Key Recovery" genutzt. Das hat allerdings auch nicht funktioniert, jedenfalls nicht, wenn die Recovery-Partition mit gelöscht wird. Immerhin kann man sich bei Lenovo unter Angabe der Seriennummer einmalig ein Recovery-Image ziehen, dafür wird ein USB-Stick mit mindestens 16GB benötigt. Das funktioniert dann auch wirklich.

Zur Installation von Mint siehe hier.
Es sind keine gerätespezifischen Nacharbeiten erforderlich, wenn man damit leben kann, dass 3 Sondertasten nicht funktionieren: Mikrofon (F4), Kamera (F8) und Lock (F9). Der Wechsel in den Standby sowie das Aufwachen funktionieren problemlos. Gegenüber dem Betrieb mit Windows gibt es zwei wesentliche Vorteile: Der Lüfter läuft selten und das Touchpad ist besser konfigurierbar.

Akkulaufzeit:
Noch fehlen Erfahrungswerte, die Anzeigen sind sowohl unter Linux wie auch Windows nicht überragend, ca. 5 Minuten nach dem Start 5:25h geschätzte Laufzeit unter Win 10, 5:10h unter Mint bei 100% Bildschirmhelligkeit und aktiviertem WLAN. Da die Tests bei Notebookcheck sehr viel besser ausgefallen sind, hoffe ich auf bessere Werte im Alltag. Nachtrag: bei einer im Alltag gut ausreichenden Displayhelligkeit von 70% scheinen unter Mint 7 Stunden Laufzeit bei Surfen und Textvararbeitung realistisch.

Probleme mit meinem ersten Gerät:
Was mir bei verschiedenen Bootversuchen sowie dem BIOS-Besuch auffällt: Der Rechner lässt sich nicht ohne weiteres neu starten. Langes Drücken der Power-Taste und dann ein kurzes kann helfen. Ich habe ein externes Festplattengehäuse von Iodd, dass es mir erlaubt, ISOs direkt als CD zu mounten, zumindest mit dem rechten USB-Port (powered) gibt es Probleme (bootet nicht immer, Rechner hängt dann), mit dem linken USB-Port nicht.
Neustart per Software auslösen funktioniert praktisch nie, der Rechner startet dann nicht richtig neu. Auf der rechten Gehäuseseite ist eine LED, wenn diese Leuchtet muss die Powertaste lang gedrückt werden, bis die LED ausgeht. Dann kurz warten und mit einem kurzen Druck auf die Powertaste neu starten.



Übersicht positiver und negativer Aspekte:
Positiv:
- Wirklich sehr leicht, dabei immer noch relativ solide
- Angenehme Tastatur
- Bildschirmhelligkeit, Darstellung des sRGB-Farbraums im Vergleich zum x220 auch subjektiv sofort wahrnehmbar.
- Hohe Lesegeschwindigkeit der SSD, die auch subjektiv spürbar ist.
- Die Lautsprecher klingen für ein so kleines Notebook wirklich ausgewogen, es gibt sogar ein kleines bisschen Bass
- Wertige Anmutung des Gehäuses, insbesondere der Palmrest wirkt stabiler als beim x220.

Negativ:
- Screenbleeding an drei Stellen oben am Display
- Linux-BIOS ohne Support
- Nur für den Betrieb mit Windows: Lüfter läuft für meinen Geschmack unter dem vorinstallierten Windows 10 zu oft und ist dann deutlich wahrnehmbar

Für Fragen, Anregungungen und Kommentare bin ich dankbar.

Viele Grüße

tuxpad
 
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Ideapad 710s: Bilder Vergleich mit x220

So, hier nun ein paar Bilder Ideapad 710s versus X220 mit 6-Zellen Akku. Beachtlich ist, dass das 13,3-Zoll Gerät nicht größer als das 12-Zoll Gerät ist.

1. Beide Systeme mit um 180 Grad aufgeklapptem Display
vs_x220_1.jpg

2. Zugeklapptes Ideapad 710 auf dem x220. Der Vergleich ist insofern fair, da das x220 den 6-Zeller für eine ähnliche Akkulaufzeit benötigt.
vs_x220_2.jpg

3. Die Höhe im direkten Vergleich. Das x220 wirkt jetzt wie aus einer anderen Zeit...
vs_x220_3.jpeg

Sorry für die Qualität, die Bilder sind mit dem Handy entstanden.

Viele Grüße

tuxpad
 
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