X1 Carbon [Review] Treffen der Generationen: X1 Carbon 4th vs. X220

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Chidori

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Einleitung:
Eigentlich sollte dieser Testbericht ganz anders anfangen und viel mehr eine Lobeshymne auf das inzwischen in die Jahre gekommene ThinkPad X220 sein. Mein bis Dato bestes Notebook überhaupt. Doch dann stand die Chance im Raum, ein neues X1 Carbon der vierten Generation für einen guten Preis zu erhalten. Und da ich schon immer ein riesen Fan der X1 Serie war, standen nun plötzlich zwei ThinkPads auf dem Tisch, welche sich dem Namen nach bereits in einem früheren Test mit einander messen mussten: Ein X1 und ein X220. Grund genug, den Vergleich noch einmal zu ziehen. Böse Zungen möchten an dieser Stelle anmerken, dass es nicht fair sein kann, ein fünf Jahre altes Gerät gegen einen eher jungen Vertreter antreten zu lassen. Aber das soll kein Grund sein, die beiden Geräte nicht trotzdem unter aktuellen Gesichtspunkten gegenüber zu stellen.
Ausstattung:
Bereits hier tritt ein merklicher Unterschied zwischen den beiden Kontrahenten auf. Das für den Vergleich herangezogene X220 repräsentiert eine der stärksten Varianten mit i7-Prozessor, 8GB Ram und dem Premium-IPS Display. Das X1 Carbon hingegen liegt in der niedrigsten Variante vor. I5 Prozessor, 4GB Ram, FHD IPS Display. An dieser Stelle möchte ich einen kurzen Ausflug in Art und Weise machen, wie dieser Test aufgebaut ist und wie es dazu kommt. Seit dem Erscheinen des X220 nannte ich so manche ThinkPads meins Eigen. Der Reihe nach (und ich hoffe keines zu vergessen): X1 (ohne Carbon), X220, X230, X1 Carbon 1st, ThinkPad Tablet 2, T440s, X1 Carbon 3rd, T450s und schließlich das X1 Carbon 4th. Was haben sie alle (für mich) gemein? Seit dem die Sandy Bridge CPUs der 2000er Serie von Intel auf dem Markt sind, wurde der Begriff Leistung bei einem Notebook für mich sehr relativ. Da ich, ganz im Gegensatz zu vielen Veteranen hier im Forum, meinen Arbeitsalltag mit Office, einem Internetbrowser und auch sonst recht anspruchslosen Programmen bewältige, ist bereits die Leistung eines i5 im X220 mehr als nur ausreichend für mich. Auch brauche ich keine 16GB Ram. Inzwischen habe ich herausgefunden, dass mir sogar heute noch 4GB reichen ohne irgendwelche Einschränkungen im Alltag hinnehmen zu müssen. Deshalb möchte ich auch euch nicht mit exakten Hardwarespezifikationen langweilen, die von professionellen Magazinen ohnehin viel besser erörtert werden können. Viele der eben genannten Geräte waren auch nicht sonderlich lange bei mir. Am Ende verschlug es mich zurück zum X220, ehe nun das X1 Carbon 4th seinen Dienst antreten durfte. Und nun zurück zur Musik: Da mir bereits der i7 im X220 nie zu wenig in Sachen Leistung war, ist der i5 im X1 Carbon auch mehr als genug. Und dabei noch wesentlich effizienter und stromsparender. Und wie gesagt, auch die 4GB Ram sind für mich keine Einschränkung. Es soll daher im folgenden Test mehr um das Arbeitsgefühl und die Handhabung gehen – nicht um schiere Leistung.

Display:
In meinem ersten Test des Ur-X1 bemängelte ich noch, dass das 13,3“-Display für ein TN-Panel zwar nicht schlecht, in seinem schwarzen Rahmen aber irgendwie ein bisschen verloren wirke. Das Problem wurde beim X1 Carbon inzwischen gelöst. Das Bezel ist zwar nicht so schmal wie bei einem Dell XPS 13, aber dennoch angenehm klein. Von Trauerrand kann daher keine Rede mehr sein. Auch beim X220 sind die Ränder um das Display angemessen. Kleiner wäre schöner, aber anno 2011 war einfach nicht mehr drin. In Sachen Displaytechnologie ging es jedoch spürbar weiter. Sowohl das X220 als auch das X1 Carbon kommen mit einem IPS-Display.
Stellt man beide Geräte nebeneinander fallen jedoch gravierende Unterschiede auf. Mir ist bekannt, dass mein persönlicher Eindruck sich hier von der breiten Masse abhebt, dennoch möchte ich ihn auch hier zum Besten geben. Sowohl das X220 als auch das X1 Carbon sind nicht „farbecht“. Bei beiden zeigen eigentlich weiße Flächen einen Farbeinschlag. Bei meinem X220 ging dieser bei meinem Gerät ins Rote, beim X1 Carbon eine Winzigkeit ins Blaue. Nachdem ich nun relativ lange mit dem X220 gearbeitet habe, erscheint mir dessen Farbwiedergabe natürlicher und einfach hübscher. Eine Meinung, mit der ich recht alleine dastehe. Eine etwas unerfreulichere Angelegenheit für kommende X1 Besitzer ist die Helligkeit des Displays. Diese ist nämlich gegenüber dem X220 nahezu unverändert. Das ist im Grunde nicht schlimm, aber bei einem X1 im Jahr 2016 wünscht man sich zumindest ein kleines bisschen mehr Leuchtkraft. Im Gegenzug ist Ausleuchtung über das gesamte Display hinweg für mein subjektives Bekunden homogen. Was die beiden Displays deutlich unterscheidet ist die Auflösung. Die 1366x768 Pixel des X220 wirken im Jahr 2017 einfach zu wenig. Dagegen empfinde ich die 1920x1080 Pixel beim X1 als perfekt für ein 14“ Display. Die Schrift ist noch ausreichend groß, um auf eine Skalierung zu verzichten und man bekommt dennoch zwei Dokumente angenehm nebeneinander auf das Display. Dieses hat außerdem keine PWM-Steuerung und flackert im Betrieb nicht. Die Alternative, ein hochauflösendes WQHD Display, hat eben besagte PWM-Steuerung welche für manche Menschen ein unangenehmes Flackern erzeugt. Ich persönlich bin aus zwei anderen Gründen kein Freund von hochaufgelösten Displays bei Notebooks. Zum einen muss der Rechner permanent mehr leisten, um das auszugebende Bild zu berechnen ohne dabei entsprechend mehr Platz auf dem Display zu schaffen. Hier verschenkt man also Laufzeit und kann nicht besser arbeiten, weil die Schrift einfach zu klein wird. Weiterhin erfordert die hohe Auflösung eine funktionierende Skalierung unter Windows. Windows selbst skaliert ordentlich mit, aber bereits bei Office 2010 wird es hässlich. Daher würde ich stets das FHD Panel im X1 Carbon empfehlen.

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Eingabegerät:
Hier treffen sich, wie bei meinem ersten Test, mal wieder die Generationen aufeinander. Und im Grunde hat sich gegenüber dem ersten Test auch nichts verändert. Deshalb möchte ich hier vor allem meine persönlichen Erfahrungen mit beiden Tastaturen schildern. Ein Grund, weshalb ich trotz vieler Optionen bis zuletzt beim X220 geblieben bin, ist die Tastatur. Tastenhub, Tastengröße und vor allem die Positionierung der Verarbeitungstasten oben rechts ist auch heute noch das Maß aller Dinge in Sachen Produktivität. Und noch mehr: Aus mir unbekanntem Grund wurde die Mediensteuerung über die Kombination „Fn“ + Pfeiltasten beim X1 gestrichen. Ein Schritt, der mir absolut unverständlich ist, da ich täglich mittels dieser Kombination die Trackliste meines Mediaplayers gesteuert habe. Wäre es nur ein optisches Problem gewesen hätte man ja einfach den Aufdruck der Tasten weglassen, aber zumindest die Funktion beibehalten können. Auch die Lautstärkewippe und die physikalischen Mute-Knöpfe vermisse ich noch heute täglich. Die Kombinationen über „Fn“ und eine der F-Tasten fühlt sich selbst nach Wochen der Nutzung unintuitiv und störend an. Gegenüber dem ersten X1 und dem ersten X1 Carbon hat sich aber noch ein bisschen mehr getan. Bedingt durch die geringe Bauhöhe des X1 ist der Tastenhub merklich kürzer geworden. Mit der Tastatur lässt sich immer noch gut arbeiten, aber man vermisst dieses letzte Quäntchen doch, wenn man die alten Tastaturen kennt. Die Tastaturbeleuchtung hingegen funktioniert unverändert tadellos und gibt keinerlei Grund zur Beanstandung. So muss das Fazit in Sachen Tastatur leider sein, dass der Schreibkomfort auf dem X220 für mich ungeschlagen bleibt. Trotz der kurzen Handballenauflage lässt es sich auf einem X220 auch über längere Zeit angenehm arbeiten. Die rundliche Form der Vorderseite des Gehäuses hilft hier. Beim X1 ist das anders. Steht das Gerät auf dem Tisch, lässt sich auch über Stunden gut damit arbeiten (zumindest wenn das Verhältnis aus Tisch- und Sitzhöhe passt). Lümmelt man mit dem X1 auf dem Schoß jedoch auf dem Sofa und schreibt ein Review darüber, sieht die Sache anders aus. Hier drückt sich die recht harte Frontkante mit der Zeit in die Unterarme, nahe den Handgelenken. Hier wurde durch das schlanke, zweifellos schöne Profil des Gerätes einiges an Komfort geopfert. Ein weiteres Beispiel dafür ist der etwas kurze Tastenhub. Ich kann mich noch sehr gut an das erste X1 und das erste X1 Carbon erinnern. Diese kamen noch mit einem annähernd normalen ThinkPad-Tastenhub daher. Dem entsprechend hoch war der Schreibkomfort. Beim neusten Sprössling sind hier einige Millimeter weggefallen. Das hat eine recht lange Umgewöhnungsphase zur Folge, denn bei jedem Tastenanschlag kommt das Ende eine Winzigkeit früher als erwartet. Es ist trotzdem eine sehr gute Tastatur und einem jedem Gerät aus dem Consumer-Bereich deutlich überlegen. Denn Fehlanschläge gibt es fast nicht. Dennoch bleibe ich dabei: Die alte Tastatur war und ist für mich das Maß aller Dinge. Das Chicklet-Design sieht zwar schick aus, aber ich brauche weder den größeren Tastenabstand noch die „Forgivenes Zone“, welche durch die Abrundung der unteren Kante der Tasten entsteht. Zudem vermisse ich den Arbeitsblock oben rechts, mit der vergrößerten Entf-Taste. Weiterhin sei erwähnt, dass die Tastatur eine Winzigkeit nachgibt. Dabei reden wir wahrscheinlich von weniger als einem Millimeter, aber man spürt es. Beim X220 empfand ich die Tastatur dagegen als brett-hart. Stört es im Alltag? Nicht wirklich, aber wenn man eben von der besseren Tastatur kommt, fällt es einem auf. Und wegen eines weiteren Punktes hagelt es hier Kritik: Es ist mir ein Rätsel, was sich Lenovo bei den gewählten Materialien für die Tastatur und das Trackpad gedacht hat. Das X1 ist, mehr wie alle anderen ThinkPads, ein Gerät, welches auch durch Design überzeugen soll. Dennoch zeigen sowohl die Tastatur als auch das Trackpad bzw. die Tasten des Trackpoints Abrieb in Rekordzeit. Man das Gefühl, das würde schon nach der Einrichtung von Windows losgehen. Besonders betroffen sind das E und die Leertaste. Selbst wenn man eher ein sanfter Schreiberling ist (wie ich), sieht man Spuren. Echt? Muss sowas 2017 noch sein? Es gibt da durchaus Konkurrenz, die das besser macht. Abrieb gab es natürlich auch bei den alten Geräten, wie dem X220. Im Fall von meinem Gerät war dieser Abrieb aber auch wohl verdient, immerhin gingen rund 500 Seiten Text durch die Tasten. Dagegen sind die sofortigen Spuren am X1 einfach nur enttäuschend für ein Gerät dieser Klasse.

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Anschlüsse:
Wo könnte sich mehr getan haben als bei den Anschlüssen? Das X220 bietet in der höchstens Ausstattungsvariante zwei USB 2.0 und einen USB 3.0 Anschluss, einen Expresscard-Slot, einen SD-Kartenleser und je einen VGA und DisplayPort. Wer damit anno 2011 noch nicht bedient war, konnte noch dank DockingPort im Büro mit einer Docking Station nachhelfen und für eine hervorragende Konnektivität sorgen. Das neuste X1 kommt mit drei USB 3.0 Ports, einem Standard-HDMI-Anschluss, einem Mini-DisplayPort und einem Anschluss für eine Kabelgebundene Docking Station daher. In Anbetracht der geringen Höhe des Gehäuses darf diese Ausstattung als durchaus gelungen betrachtet werden. Lediglich einen SD-Kartenleser vermisse ich schmerzlich. Es wundert mich jedoch, dass Lenovo unbedingt einen HDMI-Anschluss in voller Größe und keine Mini-Version verbauen wollte, wie sie es bereits beim DisplayPort getan haben. Da mir (leider!) im täglichen Umfeld noch immer eher VGA-Ports begegnen, musste ich ohnehin direkt nach dem Kauf auch einen HDMI-VGA-Adapter anschaffen (Kostenpunkt ~ 5€). Alles in Allem bietet das X1 aber alles, was man sich im Alltag so wünscht. Die Probleme des ersten X1 sind damit weitestgehend behoben. Die Ports sind gut zugänglich und up-to-date. Mir persönlich fehlt der oft beschworene USB-Type-C Anschluss nicht, da ich noch kein Gerät habe (und auch nichts in Planung habe).

Gehäuse und Verarbeitung:
Gefühlt hat sich in dieser Kategorie nicht viel getan. Gegenüber den direkten Vorgängern ist die Verarbeitung beim X1 im Grunde auf dem gleichen hohen Niveau geblieben. Im Gegensatz zu vielen anderen war ich mit der Verarbeitung des X220 immer sehr zufrieden. Klar, die „Sollbruchstellen“ neben dem Touchpad und das etwas fragile Bezel des Displays sind Ärgernisse. Im Großen und Ganzen ist es aber ein solides Gerät. Mich hat es nie im Stich gelassen.
Das X1 ist anders. Glaubt man dem Marketing von Lenovo, ist auch das X1 mit allen Wassern der Härte gewaschen und erfüllt Militärstandards, deren Inhalt kein Normalsterblicher kennt. Und schließlich soll es ja auch die Carbonfaser richten. Alles in allem ist das X1 ein sehr stabiles Gerät. Durch die geringe Bauhöhe ist es durchaus möglich, das Notebook wenige Millimeter in sich zu verdrehen. Aber alles in einem Rahmen, der keineswegs bedenklich ist. Auch ansonsten fallen keine Verarbeitungsmängel auf. Jedoch möchte ich hier auch auf einen hier im Forum dargestellten Fall hinweisen, bei dem es zu Rissen im Cover des Displays kam und Lenovo alles andere als kulant gegenüber dem Kunde war. Bei meinem Gerät ist bislang alles in bester Ordnung. Gerade gegenüber dem direkten Vorgänger ist es zudem erfreulich, dass Lenovo das Gerät wieder in einem echten Schwarzton und nicht in irgendeiner Graumischung gehalten hat. So muss ein ThinkPad aussehen! Auch gefallen mir die silbernen Scharniere ausgesprochen gut. Durch ihre relativ große Breite schaffen sie einen schönen Kontrast zum Rest. Aber leider muss man auch hier Kritik äußern. Für mein persönliches Empfinden könnten die Scharniere etwas strammer sein. Steht das Gerät auf dem Schreibtisch, halten sie das Display gut in Position. Hat man das X1 jedoch auf dem Schoß, z. B. in einem Flughafenterminal mit nicht optimalem Sitzkomfort, wippt das Display gerade beim schnellen Tippen stärker mit, als einem lieb wäre. Das Problem kannte ich vom X220, trotz wesentlich kleinerer Scharniere, nicht. Abschließend möchte ich noch kurz auf die Gehäuseform des X1 eingehen. Wie oben besprochen, kann die scharfe Frontkante durchaus ein bisschen stören, wenn man mit dem Gerät abseits eines Tisches arbeitet. Aber auch die Ecken des Gerätes sind für meinen Geschmack etwas zu scharf. Das Design ist schlüssig, keine Frage. Unter praktischen Gesichtspunkten besteht aber durchaus noch etwas Verbesserungspotential. Etwas stärker abgerundete Formen würden dem Notebook auf jeden Fall gut tun, was sich vermutlich mit dem restlichen Design des Gerätes ein wenig beißen würde. Während das kantige Design etwas ist, womit man sich sehr schnell arrangiert hat, gibt es noch einen weiteren Punkt, auf den ich kurz eingehen möchte. Da das Notebook so unglaublich flach ist, kommen sich das Display und die Tastatur beim Transport unangenehm nah. Steht das Gerät nur auf dem Tisch und wird nicht weiter bewegt, ist das überhaupt kein Problem. Beim Transport drückt man aber unweigerlich entweder auf den Displaydeckel oder die Baseunit. Die Folge sind Abdrücke des Trackpoints und der Tastatur auf dem Display. Diese lassen sich wegwischen, aber wie lange? Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass der Trackpoint früher oder später Abdrücke auf dem Display hinterlässt, die man nicht mehr wegbekommt. Für ein Gerät dieser Preisklasse ein sehr unbefriedigendes Gefühl. Ich habe mir deshalb eine matte Schutzfolie für das X1 angefertigt, die mir diese Sorge nimmt.

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Akkulaufzeit und Geräuschemissionen:

Das letzte Thema welches ich in diesem Test angehen möchte ist eines der wichtigsten: Wie lange lässt sich mit den Geräten unterwegs arbeiten und wie laut schreien sie einen dabei an. Vorab: Ich fand das Ergebnis des Vergleichs erstaunlich.
Zum X220 möchte ich auch gar nicht mehr viel schreiben. Gemessen an Größe, Gewicht und Rechenleistung ist das Gerät selbst heute noch sehr gut. Durch drei interne und eine Slicebattery gibt es mehr als genug Optionen, um das Gerät an die eigenen Bedürfnisse anzupassen. Noch dazu lässt sich die CPU im X220 relativ gut einbremsen, um den Stromverbrauch in die Knie zu zwingen. Ich hatte mehrere 6-Zellen und einen 9-Zellen Akku und kam damit problemlos durch den Tag. Ein 6er-Akku lief bei mir zwischen 4 und 6 Stunden, wohlgemerkt mit einer Displayhelligkeit von rund 70%, meist mit WLAN aber reduzierter CPU-Leistung. Der 9er-Akku hat noch einmal 2 bis 3 Stunden mehr geschafft.
Beim X1 gibt es nichts zu wählen. Der integrierte 4-Zellen Akku hat 52 Wh Kapazität und soll laut Lenovo bis zu 11 Stunden Laufzeit liefern. Einfach gesagt: Wer es glaubt wird seelisch. Nach meiner Erfahrung sind maximal 9 Stunden drin, wobei man dafür schon mit moderater Helligkeit und zeitweise deaktiviertem WLAN. Inzwischen lässt sich endlich auch unter Windows 10 die Ladeschwelle wieder korrekt einstellen. Aktuell nutze ich eine Schwelle von nur 75%. Damit zeigt mir Windows eine Laufzeit von etwa 7 Stunden an, was jedoch in der Regel eher in 5 bis 6 Stunden mündet. Mir reicht das, da ich im Moment keine besonders hohen Laufzeiten benötige, wenn ich das Gerät im Büro nutze.
Die echte Überraschung folgt aber bei der Lautstärke. Bedingt durch mein Nutzerverhalten war das X220 in meinen Diensten meist ein sehr ruhiger Zeitgenosse. Störend würde es nie, da der eingebaute Lüfter bei höheren Drehzahlen eher ein tiefes Brummen und kein nervendes Pfeifen entwickelt. Beim X1 ist das leider anders. Meistens gibt es nichts zu meckern, denn das Gerät ist totenstill. Manchmal, z. B. wenn es Windows einfällt im Hintergrund ein Update zu laden, springt der Lüfter jedoch an. Das bemerkt man im ersten Moment nicht, weil er angenehm leise ist. Fängt dann aber parallel der Anti-Virenschutz an auch noch ein Update zu laden und die CPU-Last steigt, kann es durchaus vorkommen, dass der Lüfter schneller dreht. Und hier wären wir beim nervigen Pfeifen. Auf lange Sicht möchte man dieses Geräusch nicht beim Arbeiten haben. Natürlich ist das X1 kein Gerät, dass nach Hochlastbetrieb schreit, auch wenn die CPU im Grunde genug Leistungsreserven hat. Wenn man diese Reserven in Anspruch nehmen möchte muss man jedoch wissen, dass das Notebook dies mit entsprechenden Betriebsgeräuschen kommentieren wird.
Ich persönlich würde auch nicht empfehlen, zu sehr in die Lüftersteuerung einzugreifen. Denn durch das flache Gehäuse muss die warme Luft nun einmal irgendwo hin, wenn man keine Überhitzung der riskieren möchte. Und die meisten Lüftungsschlitze sind in der Unterseite des Gerätes bzw. im aufgeklappten Zustand vom Display verdeckt.

Fazit:
Lange hat es gedauert, bis zur Fertigstellung dieses kleinen Vergleichs. Rund ein Jahr nämlich. Das war dabei weniger den Notebooks, als vielmehr meiner Arbeit geschuldet. Inzwischen trudeln ja sogar schon Tests der Nachfolgerserie ein. Trotzdem hoffe ich, dass mein subjektiver Vergleich zwischen dem altgedienten X220 um dem X1 Carbon der vierten Generation dem einen oder anderen Interessenten helfen oder einfach nur unterhalten wird. Wie immer habe ich versucht die Geräte mit möglichst kritischem Blick zu beschreiben und nichts zu beschönigen.
Wie eingangs erwähnt ist es kein fairer Vergleich, der hier angestellt wurde. Viel mehr sehen wir hier die Evolution des ThinkPads im Laufe der Jahre. Selbst heute noch ist das X220 ein sehr gutes Arbeitsgerät. Ist das X1 wirklich besser? Nach meinem persönlichen Dafürhalten kann man diese Frage nicht mit einem klaren Ja beantworten. Es ist vielmehr eine Frage der eigenen Bedürfnisse. Für mich ist das X1 die bessere Wahl, da ich weder viel Rechenleistung noch die Anschlussvielfalt des X220 wirklich brauche. Eine Docking Station könnte ich zwar per Kabellösung möglich, für mich aber nicht (mehr) nötig. Was für mich ist das Gewicht und die Displaygröße der ausschlaggebende Punkt. Auf Dienstreisen ist es geradezu ein Segen, auf dem Display komfortabel arbeiten zu können und trotzdem nur wenig Gewicht mit sich herumschleppen zu müssen. Und auch für den Genuss von Filmen ist das 14“ Display hervorragend geeignet. Dank eines optionalen 45 Watt Slim-Netzteils spart man sich auch noch beim Zubehör Gewicht, verglichen mit den alten 65 Watt Netzteilen wie sie noch bis zur Ivy Bridge Generation (z. B. X230) Standard waren. Somit ist das X1 für mich aktuell ein sehr guter Reisebegleiter. Gleichwohl würde ich einem Studenten mit knappem Budget auch heute noch ein X220 empfehlen, wenn es darum geht viel Rechenleistung für wenig Geld zu bekommen und Zuhause ein Monitor mit Docking Station vorhanden ist. Die Preise auf dem Gebrauchtmarkt für die Geräte als auch für das Zubehör sind meist sehr moderat.
Abschließend möchte ich auch einen kurzen Blick auf die Konkurrenz werfen, denn das X1 ist inzwischen nicht mehr das einzige Gerät, welches auf dem Gebiet „Dünn & Leicht“ überzeugen kann. Dell hat mit dem XPS 13 ein heißes Eisen im Feuer und Lenovo hat die s-Modelle der T-Serie inzwischen so weit gestraft, dass der Gewichtsunterschied zum X1 nur noch marginal ist. Der direkte Konkurrent, das T460s, disqualifizierte sich für mich aus zwei Gründen: Das FHD-Display ist einfach zu dunkel und der Akku ist intern zweigeteilt. Eine solche Lösung wird spätestens dann hässlich, wenn man die Akkus nach einigen Jahren Nutzung tauschen muss. Da ist es mir lieber, wenn man im Falle des X1 nur ein Ersatzteil besorgen muss. Positiv muss man dem T-Modell jedoch anrechnen, dass es auch den gewünschten Kartenleser als Standardausstattung dabei hat. Grundsätzlich ist es jedoch sehr schön, dass der Kunde ein bisschen Auswahl hat. Inzwischen stehen auch schon die 2017er Modell mit Kaby Lake Prozessoren in den Läden, sodass es sogar noch mehr Auswahl gibt. Da bereits die Skylake Serie von Intel eine ausgezeichnete Effizienz an den Tag legt, könnte es durchaus sein, dass sich im Zuge des Abverkaufs nun noch das ein oder andere Schnäppchen machen lässt. Vielleicht sogar mit einem X1 Carbon 4th?
 
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