Puh, das zu realisieren scheint nur auf den ersten Blick einfach...
Problem 1: Teilen von Anschlüssen! So ein Internetanschluss darf laut AGB bei den meisten Internetanbietern nicht geteilt werden. Da ist dann nur die Familie, maximal Mitbewohner, aber schon nicht mehr der Nachbar gemeint. Das fällt zwar nie auf, aber ich wäre schon etwas vorsichtig bei den Privatkundenverträgen.
Problem 2: Die Bandbreite! Ein einzelner Anschluss hat nicht genug Bandbreite für 40 internetaffine Personen. Vielleicht für ein Seniorenheim
Aber nicht, wenn da lauter Studenten mit Netflix, Prime und Co. sitzen und ihre Videos/Musik streamen. Dann bist du froh, wenn nicht mehr als 3 oder 4 solcher Nutzer an einem Anschluss hängen bzw. der Rest nur surft oder gerade gar nicht da ist. Du brauchst also je nach "Internetaffinität" der Bewohner ziemlich hohe Bandbreiten. Und nein, auf ein shared medium wie den Kabelanschluss würde ich dabei nicht setzen, denn erstens sind die Leitungen oft genug überlastet, dass man die 100/200/400 Mbit/s dann doch nicht bekommt und zweitens ist der Upstream ziemlich mau. Beim 400Mbit/s Anschluss gibt es auch nur 25Mbit/s. Das legt notfalls einer mit seinem BitTorrent-Client lahm
Außerdem gibt es das Traffic-Problem. Siehe Punkt 3:
Problem 3: Traffic! 40 Leute machen gegebenenfalls ziemlich viel Traffic. Damit fliegen also alle Anbieter raus, die irgendwo Drosselklauseln in ihren Verträgen haben. 1&1 hat es nur beim kleinsten Vertrag, der für euch eh nicht in Frage kommt. Bei den größeren ist der Traffic bei 1&1 grundsätzlich unbegrenzt. Aber z.B. Kabel Deutschland (1TB pro Monat) oder o2 (glaube 600GB pro Monat) drosseln, wenn zu viel Traffic durchgeht. Heavy-User ziehen hier bei uns in wenig genutzten Monaten 100GB pro Person, in viel genutzten auch mal 1TB pro Person. Klar, die meisten brauchen nur ein paar wenige GB, manche kommen mit unter 10GB pro Monat aus. Aber in der Summe wirst du dich über die Trafficmengen wundern. Insbesondere, wenn die Bandbreite (Punkt 2) genug hergibt.
Problem 4: Administration! Irgendjemand muss sich drum kümmern. Und wenn das Internet ausfällt, ist das Geschrei immer groß. Wer ist der Admin? Wer macht den "Notdienst", wenn es nachts ausfällt? Und bekommt er dafür Geld? Wenn ja: wieviel? Außerdem muss das ganze mal eingerichtet werden. Wer kümmert sich um Einrichtung und Konfiguration? Das muss natürlich jemand mit Ahnung sein, sonst konfiguriert man/der schnell Sicherheitslücken oder schränkt die Clients unnötig ein und sorgt so für Unmut...
Problem 5: Rechtssicherheit! Auch wenn die Störerhaftung in Deutschland kippt, haben wir immer noch Strafrecht. Und wenn Mist über einen Internetanschluss gebaut wird, kommt die Polizei dann ggf. mit einem Durchsuchungsbescheid vorbei und räumt die Wohnung aus, zumindest die technischen Geräte. Der Bescheid ist natürlich auf den Anschlussinhaber ausgestellt. Ist das eine Privatperson, hat die dann die Kacke am Dampfen. Ist es ein Verein oder ähnliches, dann muss der sich aber erstmal mit Rechtsanwalt und Co. gegen die Anschuldigungen wehren und im Hintergrund am besten noch den eigentlichen Verursacher ermitteln.
Problem 6: Überwachung! Man will es eigentlich nicht, aber ggf. muss man - um Rechtssicherheit für Punkt 4 zu erzeugen - das ganze Netz überwachen und mitloggen, damit man ggf. den Schuldigen finden kann, wenn jemand Mist gebaut hat.
Problem 7: Die Technik! So ein Netz baut man dann nicht mehr mal eben mit einem TP-Link "dump" Switch und einer Fritz!Box auf. Deren Leistungsfähigkeit und Administrierbarkeit kommt schnell an seine Grenzen.
Problem 8: Security! Managebare Switche (besser wirklich "routende") sind quasi Pflicht, DHCP-Requests müssen auch unbedingt nur zum Hauptserver geleitet werden, andere DHCP-Server so unterdrückt werden (sonst sind man-in-the-middle-Attacken ein leichtes in diesem Netzwerk, in dem man einfach ein anderes Standardgateway announcet). Wie ist es mit der Absicherung der Clients zueinander? Evtl. in jeder Wohnung noch einmal neu NATten, sonst hängt jede Elektronik mit LAN-Anschluss im LAN aller Bewohner. Ich stelle mir das lustig vor, wenn man über Spotify oder Controller-Apps die Netzwerkfähigen Verstärker/Receiver/Fernseher in den anderen Wohnungen fernsteuert und die Nachbarn zur Weißglut bringt oder einfach mal nachts mit Musik weckt
Dann noch nebenbei die Heizungssteuerung im LAN aufdrehen und dem Nachbarn eine Tropensauna bescheren. Oder doch lieber im Winter bibbern lassen?
Problem 9: WLAN! Ein großes WLAN für alle? Abstimmung der Kanäle usw.? Oder lieber lauter kleine WLANs in jeder Wohnung?
Problem 10: Die Abrechnung! Das Internet lässt sich schnell einfach durch alle Wohnungen oder Bewohner teilen. Aber wie ist es mit den Telefongebühren? Die muss der Anschlussinhaber dann ggf. Vorstrecken und von den Bewohnern wieder einfordern.
Problem 11: Telefonie! Entweder es müssen noch zig Telefonleitungen von der Zentrale in alle Wohnungen gezogen werden (baulich vermutlich schwer möglich) und eine passende professionelle Telefonanlage muss beschafft werden, oder es müssen VoIP-Telefone bzw. VoIP-zu-Analog-Umsetzer benutzt werden, um das ganze dann mit über's Netzwerk abzuwickeln. Aber auch bei letzterem ist eine vernünftige zentrale Telefonanlage nötig, die auch mehr als 2 Gespräche gleichzeitig verkraftet. Eine Fritz!Box ist da schnell raus
Meine Meinung dazu:
Wenn es sich vermeiden lässt, lasst es.
Wenn es unbedingt sein muss, weil z.B. irgendjemand sonst immer kein Internet mehr bekommt, dann folgendermaßen:
- Anschluss mit ausreichend Bandbreite besorgen. 100 Mbit/s Downstream sind denke ich absolutes Minimum. Besser wären 500 Mbit/s. Ein Gigabit wäre nice to have. Wie wäre es da mit den
Glasfaser-Business-Anschlüssen von 1&1? Da bist du dann mit 200 bzw. 300€ im Monat zzgl. MwSt. dabei. Alternativ Gbit für 200€ mehr im Monat.
- falls das absolut nicht geht: Versuchen, mehrere VDSL-Anschlüsse auf einen Namen zu bekommen und dann mit dem zentralen Router Load-Balancing machen und die Clients auf die Anschlüsse aufteilen. Wenn man Pech hat, legt man aber gerade die Heavy-User per Zufallsprinzip manchmal gleichzeitig auf den gleichen Router und dessen Leitung ist dann am Limit, während die anderen Leitungen sich langweilen. Daher ist eine schnelle Leitung besser als mehrere "gebündelte".
- Für die Telefonie muss man sich was externes besorgen. Irgendeinen beliebigen SIP-Provider benutzen. Selbst 1&1 stellt bei seinem o.g. Business-Anschluss maximal 10 Rufnummern zur Verfügung und erlauft AFAIK nur zwei gleichzeitige Gespräche.
- Als Router einen Server benutzen. Auf diesem mit Linux und diversen Tools (DHCP-Server/iscdhcp, DNS-Server/dnsmasq, Firewall/iptables, ...) den Router konfigurieren, oder pfSense nehmen, das lässt sich für sowas auch gut konfigurieren. Dienste kann man ggf. noch in Containern oder VMs voneinander trennen. Hier außerdem die maximalen Bandbreiten pro Wohnung oder Client begrenzen.
- Für die Telefonie auf VoIP setzen, anders gehts eh nicht vernünftig, auch innerhalb des Hauses zu den Telefonen. Da braucht man dann halt entsprechende Telefone bzw. Umsetzer. Als Telefonanlage dann z.B. die Softwarevariante Asterisk nehmen.
- Einen kleinen Router in jede Wohnung setzen, um die Wohnungen voneinander zu "isolieren". Oder noch besser vielleicht jede Wohnung in ein VLAN legen und dann auf dem zentralen Server/Gateway routen.
- Rechtssicherheit klären! Wer ist "Schuld"?
- Administration klären! Wer kümmert sich?
- ... und dann hoffen, dass es möglichst selten Ausfälle gibt. Ggf.: Austauschhardware auf Lager halten, die sofort einsatzbereit ist, wenn mal was ausfällt.
Viel Spaß mit dem Projekt
Es macht Spaß sowas. Aber es ist nichts, was man mal eben am Abend klärt/einrichtet.
OK, zum Abschluss noch ein Flachwitz: Was macht die Ente da auf eurem Router? NAT, NAT, NAT... :facepalm: