Die Spendenaktion der anderen Art - Lasst euch typisieren und werdet Stammzellspender

Ich habe heute meine Registrierung abgeschickt (das Kuvert mit den Wattestäbchen). :)
 
Ich hol das hier mal wieder hoch. Vielleicht findet sich ja noch wer, der noch nicht registriert ist.
 
Super Idee der Thread.

Ich war seit 2006 registriert und habe letztes Frühjahr Knochenmark gespendet (also mit stationärer OP und Vollnarkose) und im Herbst dann nochmal für den gleichen Empfänger Leukozyten, also Immunzellen.

Daher mal ein kurzer Erfahrungsbericht meinerseits, der vielleicht einigen die Angst nehmen kann.

Zunächst einmal gab es einen seltsamen Luftpolsterumschlag per Post, in dessen Anschreiben stand, dass ich evtl. als Spender in Frage käme. Mit dem Paket, das ich nicht öffnen sollte (ein Blutentnahmeset), sollte ich nach Rücksprache mit der DKMS schnellstmöglich zu meiner Hausärztin zur Blutentnahme gehen. Das habe ich dann gemacht (leider auf nüchternen Magen morgens um acht, daher ein leichter Kreislaufzusammenbruch...), die Ampullen gingen per Kurier an ein DKMS-Labor.
Relativ schnell (ein paar Tage) wurde ich dann kontaktiert, dass meine Zellmerkmale passend seien und sollte eine Woche später nach Köln in eine DKMS-Entnahmeklinik. Dazu wurden mir nach Absprache des besten Termins dann ICE-Tickets (für den gesamten Tag, Zug-ungebunden) zugesandt, da Untersuchungen und Hin-und-Rückfahrt an einem Tag gut zu schaffen waren, mussten sie mir kein Hotel buchen. Vor Ort wurde mir und einem weiteren Spender zunächst die Aufklärungsvideos gezeigt, die es auch auf der Website der Entnahmekliniken zu finden gibt: https://www.cellex.me/de/blutstammzellspende/startpage. Danach wurden mir nochmals die gleichen Blutproben entnommen, wie zuvor bei meiner Hausärztin (muss wohl aus rechtlichen Gründen nochmal von der Entnahmeklinik selbst gemacht werden). Im Anschluss wurde noch mein körperlicher Gesamtzustand untersucht (Größe, Gewicht, Ultraschall des Bauchraumes etc.). Außerdem wurden noch zwei umfangreiche Aufklärungsgespräche geführt, einmal über den gesamten Ablauf und dann noch mit der Narkoseärztin.

Grundsätzlich gibt es zwei verschiedene Verfahren, wie die Stammzellen gewonnen werden können:

Durch sogenannte stimulierte Apherese, das heißt durch ein im Vorfeld zu spitzendes Hormon wird die Abgabe von Stammzellen in die Blutbahn angeregt und in einem ambulanten Eingriff, vergleichbar mit einer längeren Blutspende, werden diese dann aus dem Blut des Spenders gewonnen, welches wieder zurückgeführt wird (im Endeffekt liegt/sitzt man ca. drei/vier Stunden in einem extrem bequemen Stuhl und hat in jedem Arm eine Kanüle stecken für Entnahme und Rückführung des Blutes, während neben einem eine Zentrifuge die Stammzellen gewinnt). Nach der Entnahme wird man noch eine Zeit lang beobachtet und kann dann wieder nach Hause. Dieses Verfahren wird wenn möglich bevorzugt und im Großteil der Fälle angewandt.

Das zweite Verfahren ist die invasive Entnahme von Knochenmark aus den Beckenknochen unter Vollnarkose. Dieses Verfahren war bei mir notwendig. Dazu wurde wiederum innerhalb einiger Tage ein Termin zur Entnahme ausgemacht. Meine Anreise fand einen Tag vor der OP statt. Nach der Ankunft und Führung durch das Zweibettzimmer gab es nochmal ein Aufklärungsgespräch, eine Blutentnahme und mir wurde der Ablauf der folgenden Tage erläutert, dann sollte ich nochmal irgendwo gut essen gehen, da nach 22 h nichts mehr gegessen werden durfte, nach 24 h durfte ich auch nichts mehr trinken, soweit ich mich entsinne. Am nächsten Morgen wurde ich dann früh geweckt (die OP sollte um halb neun stattfinden), durfte Thrombosestrümpfe und so ein tolles OP-Hemdchen anziehen (da es die anscheinend nur Unisize gibt, ich aber knapp 2 m groß bin hatte die Kombination dieses Hemdchens mit den Thrombosestrümpfen etwas Travestiehaftes, aber gut). Nachdem ich fertig war, ging es im Bett zum OP, wo ich im Vorzimmer die Narkose bekam und dann im OP-Saal relativ schnell weg war. Aufgewacht bin ich dann drei/vier Stunden später im Aufwachraum mit Mordsdurst (ich habe mir da bestimmt anderthalb Liter Wasser bringen lassen), außerdem merkte ich doch ziemlich unangenehm die Entnahmestellen am Becken. Ich wurde dann nach einiger Zeit zurück auf das Zimmer gebracht und sollte die Sandsäckchen unter den Entnahmestellen (zur Blutstillung) noch zwei Stunden vor Ort lassen und noch nichts essen. Außerdem wurde noch einmal Blut entnommen. Am Nachmittag kamen die Sandsäcke dann weg und welch Wunder, die Schmerzen waren auch sogut wie verschwunden. Endlich gab es dann auch ein verspätetes Mittagessen, was ein wenig üppiger hätte ausfallen dürfen, aber sonst OK war. Gegen Nachmittag durfte ich dann erste Sitzversuche und später auch Gehversuche machen. Abends habe ich dann gegen den ärztlichen Rat vor der Tür der Klinik meine erste Zigarrette geraucht und bin zum Glück nicht umgekippt. Die Nacht habe ich bis auf das Schnarchen meines Zimmernachbarn gut geschlafen und am nächsten Vormittag wurde mir nochmals Blut entnommen und mir erklärt, wie ich die Wunden versorgen und mich generell die folgenden 7 Tage verhalten sollte. Vor der Entlassung gab es dann noch Ibuprofen, Wundkompressen, Eisentabletten und die Krankschreibung mit auf den Weg, dann ging es per Zug wieder nach Hause. Dort musste ich dann die Wunden noch 7 Tage versorgen und hatte ein leicht unangenehmes Ziehen an den Stellen und konnte nicht auf dem Rücken liegen. Danach war aber alles bestens, nur die Leistungsfähigkeit hat noch einen Monat gebraucht, um voll auf der Höhe zu sein, kein Wunder nach 1,5 Litern entnommenem Blut. Im Anschluss gab es dann noch eine zwei Nachuntersuchungen bei meiner Hausärztin und diverse Fragebögen zur Nachsorge.
Insgesamt war ich wirklich von dem schnellen und reibungslosen Ablauf des ganzen überrascht (von erstem Anschreiben bis zur Entnahme hat es vielleicht einen Monat gedauert), das unangenehmste dabei war der halbtägige Nikotinentzug und das etwas würdelose OP-Hemdchen. Dafür bin ich an einer Erfahrung reicher geworden, habe mal eine Vollnarkose erlebt, im Anschluss die ganzen Werte der Blutuntersuchungen detailliert zugesandt bekommen und am wichtigsten: einem kranken Menschen geholfen. Noch fürs Protokoll: Alle Kosten, vom Taxi bis zum Essen wurden entweder im Vorfeld bezahlt oder nachträglich erstattet.

Im Herbst wurde ich dann gefragt, ob ich nochmal Leukozyten für den gleichen Empfänger spenden würde, um die Genesung zu unterstützen, was ich dann auch gemacht habe. Das war dann ambulant mittels Apharese (ohne Hormon spritzen), wobei mir ein Hotel für die Nacht vorher gebucht wurde. Während der Entnahme konnten wir uns auf Filme einigen und diese schauen (in unserem Fall Django Unchained und ein weiterer, der mir entfallen ist).

Zum Schluss bleibt noch zu sagen, dass es je nach Land, aus dem der Empfänger stammt, unterschiedliche Richtlinien zu den Informationen und Kontakten zwischen Spender und Empfänger gibt. Direkt nach der OP habe ich erfahren, dass der Empfänger ein 52-jähriger Franzose war. In Frankreich ist es so geregelt, dass Empfänger und Spender ab sechs Monaten nach der OP über die Spendergesellschaft Kontakt herstellen dürfen, jedoch ohne persönliche Informationen und direkte Kommunikation, außerdem kann man über den Erfolg der Stammzelltransplantation nach einem halben Jahr informiert werden. In anderen Ländern ist auch direkter Kontakt möglich, in wieder anderen keinerlei Informationsfluss.

So, das war jetzt kein literarisches Meisterwerk und sicherlich auch nicht vollständig, aber vielleicht ein kleiner Überblick. Wie gesagt, die ganze Prozedur war nicht schlimm, nach der OP war es höchstens etwas unangenehm, finanzielle Nachteile gab es keine, da alle Kosten erstattet werden und der Arbeitgeber für die Untersuchungen in der Regel Sonderurlaub gewährt und es für die OP und die folgende Regeneration eine Krankschrift gibt. Außerdem hätte noch eine Begleitperson mitfahren dürfen zur Spende, die dann sogar auch die Unterkunft im Hotel bezahlt bekommen hätte.
 
Danach war aber alles bestens, nur die Leistungsfähigkeit hat noch einen Monat gebraucht, um voll auf der Höhe zu sein, kein Wunder nach 1,5 Litern entnommenem Blut.
1,5 Liter Blut bei der Knochenmarkspende??

Wie gesagt, die ganze Prozedur war nicht schlimm, nach der OP war es höchstens etwas unangenehm, finanzielle Nachteile gab es keine, da alle Kosten erstattet werden und der Arbeitgeber für die Untersuchungen in der Regel Sonderurlaub gewährt und es für die OP und die folgende Regeneration eine Krankschrift gibt. Außerdem hätte noch eine Begleitperson mitfahren dürfen zur Spende, die dann sogar auch die Unterkunft im Hotel bezahlt bekommen hätte.
Sonderurlaub durch den Arbeitgeber ist auch noch nicht mal nötig, der Arbeitgeber bekommt den kompletten Verdienstausfall auch noch erstattet!
Soll heißen: Es gibt wirklich keine Nachteile für den Spender. Es wird alles bezahlt, übernommen, organisiert usw. Wie du schon sagst, vom Taxi bis zum Hotel.


Meine Freundin war Anfang Dezember auch bei Cellex in Köln und hat die Voruntersuchungen "hinter sich gebracht". (Mein einer Cousin war übrigens auch schon dort, der andere war in der MHH in Hannover)
Da diese Untersuchungen schon um 07:30 Uhr morgens stattfanden und noch 4,5 Stunden Fahrt anlagen, gab es natürlich ICE-Ticket für Hin- und Rückfahrt sowie Hotelübernachtung mit Frühstück bezahlt. Und Freistellung vom Arbeitgeber, Verdienstausfall wird wie gesagt übernommen. Die kompletten Untersuchungsergebnisse wurden ihr auch zugeschickt - ist auch mal interessant, so einen voll-rund-um-Check und alle Ergebnisse zu bekommen. Eine interessante "Besonderheit" kam dabei tatsächlich raus, was aber hier nichts zur Sache tut. Alle Messwerte und die "Untersuchung" der Adern hat ergeben, dass bei ihr die "normale" Methode (Stammzellenspende) funktioniert, die ja auch fast immer gemacht wird (im Gegensatz zur Knochenmarkspende, die ja nur selten noch gemacht wird).

Seit heute gibt es 2x am Tag den "goldenen Schuss" (wie wir scherzen), also eben dieses Mittel, was die Stammzellenproduktion anregt. Nebenwirkungen sind leichte grippeähnliche Symptome. Meine Freundin klagt über etwas Gliederschmerzen, aber nicht sehr doll. Eventuell lässt sie sich morgen krankschreiben, dann wird der Ausfall auch übernommen. Sie hat zwar eigentlich gerade Urlaub, aber ihre Urlaubstage mit einer leichten Grippe (gefühlt) zu opfern, muss ja auch nicht sein. Daher haben sowohl die Leute von Cellex als auch ihre Chefin ihr eindringlich eingeredet, dass sie sich auf jeden Fall krank schreiben lassen soll, wenn sie sich nicht gut fühlt (was halt aktuell der Fall ist - aber die erste Nacht soll wohl auch die "schlimmste" sein, also die mit den größten Nebenwirkungen).

Mittwoch Nachmittag fahren wir dann beide nach Köln. Das für uns gebuchte ICE-Ticket haben wir heute am Automaten der Bahn abgeholt. Zwei Übernachtungen im Hotel sind für uns beide gebucht, inkl. Frühstück. Alle Taxifahrten usw. werden auch übernommen, für meine Freundin auch jegliches Essen, solange sie eine Rechnung einreicht. Nur ich als Begleitung muss Essen (außer Frühstück, da im Hotelpreis schon enthalten) selbst bezahlen, alles andere ist halt inklusive. Wenn es gut läuft, muss sie nur am Donnerstag Vormittag für 2-5 Stunden an zwei Nadeln angeschlossen werden. Wenn die Menge an Stammzellen dann noch nicht reicht, gibt's das Programm am Freitag nochmal. Den Donnerstag Nachmittag/Abend und Freitag Nachmittag haben wir zur freien Verfügung in Köln, können vielleicht eine Runde auf dem Weihnachtsmarkt drehen und mal schauen. Theoretisch haben wir glaube ich auch Zeit, das Zugticket für die Rückfahrt erst in den nächsten 4 Wochen einzulösen, wir könnten also länger bleiben ;) Aber das Hotel ist natürlich nur von Mittwoch bis Freitag gebucht und wir fahren auch Freitag zurück.

Ich werde dann nochmal berichten, wie alles geklappt hat.

Bisher kann ich nur sagen: Alles ist super organisiert, man bzw. sie fühlt sich gut aufgehoben. Und (wie ich finde: nur zu Recht!) alles wird übernommen und bezahlt (inkl. Begleitung exkl. Essen für die Begleitung), so dass einem am Ende wirklich nahezu keine Nachteile entstehen, außer halt eventuell fünf Tage leichte Grippesymptome und ein bis zwei Vormittage, die man an der Maschine hängt.
 
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1,5 Liter Blut bei der Knochenmarkspende??

Jupp, wie gesagt, war das nicht durch Apherese, sondern wirklich Knochenmark und was da rauskommt ist hauptsächlich Blut, da im Knochenmark die neuen Blutzellen gebildet werden (Daher auch die Gefahr zu verbluten, wenn man sich den Oberschenkelknochen bricht, da ist das nämlich das Gleiche). Bei der Apherese, sollte es weniger als bei einer Blutspende sein, was man abgibt.

Sonderurlaub durch den Arbeitgeber ist auch noch nicht mal nötig, der Arbeitgeber bekommt den kompletten Verdienstausfall auch noch erstattet!

Stimmt! Das hatte ich nicht mehr so präsent.

Bisher kann ich nur sagen: Alles ist super organisiert, man bzw. sie fühlt sich gut aufgehoben.

Kann ich so ebenfalls unterschreiben, das ging in meiner Schilderung ein wenig unter. Man bekommt auch eine Handynummer von einer DKMS-Ansprechpartnerin, die man jeder Zeit bei Fragen anrufen kann, dort gibt es nach der Spende dann auch die Infos über den Empfänger.

Was ich noch anmerken muss ist, wie aus den beiden Berichten ersichtlich, dass man keine Angst vor Spritzen haben sollte. Daher werden Typisierungsaktionen vor Ort auch nur über Blutproben gemacht, dass sich da keiner durch Gruppenzwang zum Typisieren genötigt fühlt, der später nie spenden würde (Wurde mir bei der Cellex gesagt).

@cuco: Super,halt uns weiter auf dem Laufenden, dann haben wir die Berichte von beiden (bzw. allen drei) Spenderverfahren. Und bei deiner Freundin ist es auch noch etwas zeitnaher, so dass vielleicht die Details etwas genauer als bei mir sind.
Und am Ende können wir dann von unserer DKMS-Werbe-Provision dick einen drauf machen :thumbsup:. (zur Sicherheit: dies war ein Scherz.)
 
Soo, gestern Nachmittag hat sich meine Freundin in Hamburg auf den Weg gemacht, in Hannover musste sie umsteigen und da bin ich zugestiegen. Pünktlich ging es los, mit einer knappen halben Stunde Verspätung ohne Gründe kamen wir in Köln an. Typisch Bahn ;)
Vom Bahnhof bis zum Hotel ("Flandrischer Hof") waren es ca. 2km und da die Kopfschmerzen wieder stärker geworden waren, haben wir das Taxi genommen. Im Hotel gab es dann die vorletzte Spritze, dann haben wir uns was zu Essen gesucht. Kann Café/Bar/Restaurant "Mango" sehr empfehlen. Essen ist lecker, Preise sind fair und die Portionen bei Hamburger, Schnitzel & Rumpsteak riesig! Dann war früh Schlafenszeit angesagt.

Heute morgen um 05.20 Uhr klingelte der Wecker (das ist ja überhaupt nicht meine Zeit ;)), das Medikament (letztes Mal, diesmal doppelte Dosis) wurde angemischt und während es sich auflöste geduscht, danach um 6 gespritzt. Dann bin ich auch noch kurz duschen gegangen und um 06.30 Uhr gab es ein wirklich leckeres Frühstück im Hotel. Im Anschluss gegen 07.15 Uhr sind wir zu Fuß Richtung Klinik-Mediapark gegangen, wo wir in der Praxis von Cellex gegen 07:40 ankamen.

Kurz war es dort etwas stressig, weil glaub 9 oder 12 Spender auf einmal ankamen, zzgl. einigen Begleitungen und dazu noch ein paar Kuriere, die mit gepackten Koffern Spenden mitnahmen. Bei einem hörte ich, dass es nach Jacksonville in die USA geht. Nach der kurzen "Massenankuft" wurde es aber sofort wieder herzlich, die jeweils für den/die Spender(in) zuständigen Schwestern stellten sich kurz vor und nahmen nach und nach die Spender mit. Jeweils 3 Spender in ein Raum, dazu eine nicht viel geringere Anzahl an Schwestern. Mir drückte man noch einen Zettel in die Hand, dass ich aus Platzgründen nicht die ganze Zeit dabei bleiben darf.

Habe mich noch mit ein paar Spendern unterhalten, u.a. ging es um die Nebenwirkungen der Spritzen. Alle hatten mehr oder weniger Symptome wie wenig Energie und Schmerzen in den Gliedern, besonders im Rücken. Aber alle waren dabei (im Gegensatz zu einer richtigen Krankheit) fröhlich und zuversichtlich geblieben, alles war wohl sehr gut aushaltbar.

Im Wartebereich gab es eine Deutschlandkarte mit Fähnchen der Spender und eine Europa- und eine Weltkarte mit Fähnchen der Empfänger, dazu viele Postkarten aus aller Welt. Von Oslo über Südafrika bis hin zu Sydney und Auckland. Da mein Cousin etwas aus dem "nichts" kommt, konnte ich sein Fähnchen auch entdecken :) Außerdem gab es Gästebücher mit vielen Einträgen von Spendern, die durchweg sehr viel Lob für Personal und co hatten. Auch Knochenmarkspender (OP) und Leute mit einer Phobie vor Blut und Spritzen waren darunter, auch die meinten alle: alles gar nicht so schlimm, ich würde es wieder machen.

Als alle Spender "verkabelt" (oder eher "vernadelt und verschlaucht") waren, durften die Begleitungen dazu kommen. In dem Raum waren meine Freundin und zwei weitere. Bei den beiden Jungs lief es auch schon ganz gut, die zweite Nadel für den Rückfluss war so angebracht, dass sie einen Arm bewegen konnten. Bei meiner Freundin war es - wie nach der Voruntersuchung schon "gewarnt" worden war - etwas schwieriger. Beide Nadeln waren so, dass sie ihre Arme nicht bewegen darf. Außerdem gabs für sie auch eine Bettdecke, da sie leicht Fieber vom Medikament hatte. Also sie hätte zwar genau so den einen Arm bewegen dürfen, aber dann meckerte die Maschine jedes Mal (Druck bei Rückführung zu hoch), also musste sie das auch lassen.
Während sich die drei eine Liste von Filmen durchschauten und sich dann auf "Wer früher stirbt ist länger tot" einigten, war die Maschine bei meiner Freundin leider laufend am Meckern, der Eingangsdruck war zu niedrig. Die Durchflussmenge wurde stark gesenkt, dann gings, aber dann dauert es halt auch sehr lange. Insbesondere auch deshalb, weil die benötigte Menge von Größe und Gewicht der Zielperson abhängt und bei ihrem Empfänger recht viel nötig sei.
Nachdem die Nadelpositionen aber nochmal angepasst wurden, lief es besser und die Prognose der Maschine lag bei 314 Minuten, also gut 5 Stunden.
Mal schauen, ob es dabei bleibt, bei ca. 60 Minuten wurde ich rausgebeten.
Und mal schauen, ob es dann bei einem Tag bleibt, länger als 5 Stunden sind glaube ich eigentlich nicht zulässig am Tag.

Die Schwestern sind dabei sehr freundlich und kümmern sich wirklich. Nicht nur "Abfertigung".
Die Sitze/Betten sind offenbar sehr bequem und die Stimmung bei den Spendern ist wirklich entspannt und gelassen. Die Jungs sind vermutlich schon früh draußen, so schnell wie es bei denen geht (und beim einen ist es wohl auch nur eine zweite Spende, weil die erste nicht ganz "gereicht" hat, bei der sie deutlich weniger brauchen), meine Freundin schöpft dann wohl die Maximalzeit für heute aus, gegebenenfalls müssen wir morgen halt wieder hin, aber das ist dann auch so, es sind ja extra zwei Tage eingeplant.

Gegen 14-14.30 Uhr schätze ich kann ich sie abholen, wenn hoffentlich genug "abgezapft" wurde und die Ruhepause von 30 Minuten danach eingehalten wurde.

Ach ja, etwas Blutplasma wird bei der Spende auch mit entnommen, das wird wohl nachher mit dem periphären Blut (=Stammzellen) vermischt, damit das nicht "klumpt". Gleichzeitig gibt es etwas Kochsalzlösung zum Wiederauffüllen und Blutverdünner. Sowie glaube Calcium gegen Kribbeln in den Armen durch die Blutverdünner, wenn ich es richtig im Kopf habe. Frauen kriegen direkt welches, Männer nur bei Bedarf.

So viel bisher hier aus Köln :) Bild und weitere Infos folgen die Tage.
 
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Super Beiträge hier - informativ, interessant und teilweise sogar geradezu spannend und witzig! :thumbup:

Wie ich sehe, hat Turambar es nicht nur in R drauf!
Und bei cuco und seiner Freundin bin ich auch gespannt, wie es noch weitergeht/weiterging.
 
Dann zum (längeren) Teil 2 meines Berichts:
Zunächst noch das versprochene Bild vom Donnerstag morgen. Ich denke, man kann sehr gut erkennen, dass das nicht gerade nach trauriger Krankenhaus-Stimmung aussieht, sondern alles entspannt und locker zugeht und sehr gut auszuhalten ist :)
759A5856.jpg

Der wichtigste Beutel ist leider nicht zu sehen, aber links sieht man den Schlauch davon. Die lachsfarbene Flüssigkeit sind die Stammzellen oder auch "Lebenssaft" - wie die Mitarbeiter dort dazu sagen.

Zurück zum Ablauf:
Während die beiden Jungs nach gut 2 Stunden schon durch waren, musste meine Freundin die vollen 5 Stunden dort sitzen. Die Maschinen können wohl maximal 75ml pro Minute verarbeiten (also 4,5 Liter pro Stunde) und nach Möglichkeit wird der Maximalwert auch benutzt, dann ist man am schnellsten durch. Bei den beiden Jungs ging das auch den größten Teil der Zeit ohne Probleme, bei meiner Freundin wollten anfangs nicht mehr als 35ml/min durch die Nadeln durch. Im Laufe der Zeit lief es aber immer besser, bis am Ende glaube ich noch bis zur 60 gesteigert werden konnte. Trotzdem brach die Maschine nach 5 Stunden ab ohne fertig zu sein, länger lässt sie einen Patienten nicht dran. In der Zeit waren zum Teil schon zum zweiten Mal Leute an die anderen Plätze angeschlossen worden und ebenfalls schon fast fertig. Ich war gerade zu Fuß am Dom, als der Anruf kam und bin dann zurück zu Cellex gelaufen. Um ca. 13.40 wurde meine Freundin dann von den Nadeln befreit und musste noch eine halbe Stunde Ruhepause einlegen, wobei man ihr etwas länger empfahl, da sie von den vorbereitenden Medikamenten und den Belastungen der Spende etwas Kreislaufprobleme hatte. Nur ganz leicht, aber zur Sicherheit musste sie etwas länger bleiben. Außerdem gab es eine Packung Kaliumcitrat und eine Kalziumtablette, die beide in Wasser aufgelöst getrunken werden mussten. Die Werte davon sind wohl jeweils etwas niedriger nach der Spende, deswegen kriegen alle Spender das. Da sie noch immer etwas Fieber hatte, hat eine Ärztin sie nochmal von oben bis unten durchgecheckt, Ultraschall der Organe (Leber, Milz, Mandeln, ...), Lunge abhören usw. Aber alles ok, wohl nur Nebenwirkungen des Medikaments. Außerdem wurde vor der Spende und nach der Spende nochmals eine Blutprobe genommen (das wird immer gemacht) und diese wird natürlich auch nochmals auf alle Krankheiten untersucht, damit kein Risiko beim Empfänger eingegangen wird.

Wir sind dann gegen 14.30 Uhr wieder zu Fuß zum Hotel gegangen und meine Freundin hat sich erstmal etwas hingelegt. Sie war doch ganz schön kaputt und zwischen 15.30 und 16.30 hatte sie auch immer am meisten Probleme mit den Nebenwirkungen des Medikaments. Die Mitarbeiter hatten uns noch gesagt, dass die Laborwerte gegen 15.30 bis 16.00 Uhr da sein werden, dann rufe man nochmal an, ob die Spende nun gereicht habe oder nicht.

Als um halb 5 immer noch keiner angerufen hatte, haben wir dort angerufen und man sagte uns, die Laborwerte seien gerade erst da, die Ärztin schaue gerade rüber. Und kurz später: Sie müssen leider morgen wiederkommen. Von den benötigten 4,0*10^10 Zellen konnten nur 3,0*10^10 gewonnen werden. Vorsichtige Prognose: Morgen nochmal 3 Stunden. Also sind wir wieder zu Cellex gelaufen und dort wurden dann zwei weitere Spritzen des vorbereitenden Medikaments mitgegeben. Das war natürlich etwas schade, dass zu hören, denn das hieß noch einen Tag Nebenwirkungen, noch einen Tag bei Cellex, noch einen Tag früh aufstehen und daher kein Abendprogramm. Und wir erfuhren auch: Von 16 Leuten, die an diesem Tag da waren, war meine Freundin die einzige, die wiederkommen musste. Scheint wohl wirklich selten zu sein, im Nachhinein erfuhren wir noch, dass wohl nur ca. 2x pro Monat die erste Spende noch nicht reicht. Meist halt, weil die Venen eben wie bei meiner Freundin nicht genug Volumen zum Durchfiltern für die Maschine hergaben. Und da Freitags keine regulären Entnahmen stattfinden (die Leute müssten ja sonst Samstags wiederkommen, wenn es nicht reicht), war meine Freundin auch die einzige Spenderin am Freitag.

Nachdem wir also die Spritzen abgeholt und zu Fuß wieder Richtung Hotel gingen, haben wir noch kurz einen Weihnachtsmarkt-Ableger besucht und dann ab ins Hotel, 18:00 Uhr war wieder Spritzen angesagt. Danach sind wir noch ins "Nikolausdorf", ebenfalls ein Weihnachtsmarkt-Ableger und dann wieder was Essen im "Mango". Meine Freundin hatte leider nicht soo großen Hunger. Danach ab ins Hotel, noch ein bisschen Fernsehschauen und recht bald sind wir eingeschlafen. Ich hatte heute auch 12km Fußweg zurückgelegt, meine Freundin auch ca. 7km - nix da Taxi! :D

Um 05:20 Uhr klingelte dann am Freitag wieder der Wecker. Das ist immer noch nicht meine Zeit ;) Spritze vorbereite, Duschen, Spritzen, ich auch duschen und 06:30 Uhr frühstücken. An diesem Tag hatten wir beide noch nicht so recht Hunger und das leider noch halb flüssige Rührei im Hotel hat mir auch ein bisschen den Appetit verdorben. Naja, also wieder zu Fuß zu Cellex, wo wir wieder ca. 07:40 Uhr ankamen. Gegen kurz vor 8 wurde meine Freundin dann auch wieder reingebeten. Da ich um 9 Uhr immer noch im Wartebereich sitzen musste, konnte ich mir schon vorstellen, dass nicht alles klappt, wie es soll ;)

Dann kam die eine Ärztin raus und sagte: "Im Prinzip ist alles in Ordnung, nur das gleiche Problem wie gestern. Aber ihre Partnerin ist sehr stark, andere hätten da schon längst aufgegeben". Das hatte ich mir ja auch schon gedacht. Kurz später wurde ich aber reingeholt und inzwischen lief es. Eine Ärtzin und eine Schwester kümmerten sich um sie, leider gaben die Adern nur 20ml/min her. Aber auch an diesem Tag konnte das ganze ganz langsam gesteigert werden, je länger es lief. 22, 30, 35, 40, 45 und am Ende wieder 50ml/min. Die Ärztin sagte dann noch: Sie kann ihnen ja nachher mal die Horrorgeschichten erzählen, die hier vorher abliefen, als sie noch draußen waren. ;)

Das Folgende ist vielleicht nicht so gut geeignet für Leute, die Angst vor Spritzen haben :D Ich erfuhr nämlich nachher, dass die zwei Ärztinnen zunächst beratschlagt haben, wie sie das mit den Adern machen werden. Die Nadel für die Rückführung war schnell gesetzt, aber die zur Zuführung war halt wieder das Problem. Die dünnste Nadel (eigentlich die für Kinder) wurde genommen, noch dickere hätten die Adern wohl noch mehr "verstopft", dann wäre noch weniger gekommen. Die Ärztin fragte die Schwester, ob sie nicht stechen möchte, die lehnte aber dankend ab ;) Also hat die Ärztin es versucht und kurz neben den Einstich vom Vortag eingeführt, es kam auch gleich genug um die Blutprobe zu nehmen, aber danach hörte es quasi auf. Also haben sie das Ultraschallgerät hergeholt und damit die Adern untersucht. Die beiden Ärztinnen beratschlagten also, welches die beste sei während die Schwester das Ultraschallgerät hielt. Sie kamen zu dem Ergebnis: Eigentlich ist das schon die beste. Also nochmal kurz über den beiden Einstichen zugestochen. Nix... Ein bisschen "gebohrt" und "geprökelt", aber nix.
Die Ärztin sagte dann: "OK, es geht nicht, also brechen wir ab. Das Wohl des Spenders ist uns wichtig."
Und meine Freundin meinte: "Aber dann bekommt der Empfänger nicht genug!"
Ärztin: "Naja, 4,0 sind bestellt, 2,0 reichen also wahrscheinlich auch schon, 3,0 haben wir schon. Das reicht."
Meine Freundin: "Nein, das reicht nicht, 4,0 sind bestellt. Sonst hätten die keine 4,0 bestellt, wenn sie die nicht brauchen."
Daraufhin haben die beiden Ärztinnen beratschlagt und waren zwischen zwei Punkten für den Einstich am Diskutieren. Die eine wollte die eine Vene, die andere die andere Vene. Aber nur noch ein Versuch sollte folgen. Meine Freundin meinte "Von mir aus versuchen Sie ruhig beide". Also hat die eine Ärztin ihren Versuch in einer anderen Vene gestartet. Nix. Dann die andere Ärztin in der Vene vom Vortag, aber eine etwas andere Stelle. Und endlich lief es :) Langsam, aber es lief :) Wie oben geschrieben, anfangs 20ml/min, später mehr.

Das ganze Setzen der Nadel mit Ultraschall und Beratschlagen hatte inzwischen eine Stunde gedauert, die eine Ärztin hatte eigentlich längst Termine im Bereich für die Voruntersuchungen zukünftiger Spender und bekam laufend Anrufe, die sie nur mit "Nein, ich habe jetzt keine Zeit und ich kann auch grad nicht erklären, warum!" beantwortete, um sich weiter um meine Freundin zu kümmern, bis sie nach ca. eineinviertel Stunden (und damit 1 Stunde zu spät) ging. Bis dahin hatte meine Freundin Komplettversorgung durch die zwei Ärztinnen und eine Schwester :) Wo bekommt man das sonst in unserem Gesundheitssystem? :D

Ca. eine weitere halbe Stunde ist die andere Ärztin noch dabei geblieben. Da es dann aber immer besser lief, ist sie gegangen und kam nur gelegentlich in immer länger werdenden Zeitabständen wieder, um nach dem Rechten zu sehen. "Sie machen das gaaaaanz toll!" Die Schwester blieb die ganze Zeit dabei. Dann haben wir uns "Ziemlich beste Freunde" als Film ausgesucht und zusammen geschaut. An diesem Tag durfte ich auch die komplette Zeit dabei bleiben, da heute ja keine 16 (wie am Vortag) sondern nur 1 Spende stattfand. Ich hätte wohl auch in den bequemen Spendestühlen sitzen dürfen, aber ich hatte dann doch den normalen Stuhl direkt neben meiner Freundin genommen.

Meine Freundin ist irgendwann eingeschlafen. Das ist zwar eigentlich nicht erlaubt, weil man dann nicht mehr sehen kann, ob die Spende gut verkraftet wird, wie es dem Patienten geht oder ob derjenige in Ohnmacht gefallen ist. Aber man ließ sie schlafen, sie hatte den Vortag ja auch gut überstanden und einige Strapazen mitgemacht. Ärztin und Schwester grinsten also nur und ließen sie in Ruhe. Ich habe den Film zu Ende geschaut.

Ziemlich pünktlich mit Filmende war auch die Spende rum nach knapp 3 Stunden reine Spendendauer, zzgl. den Vorversuchen und dem Nadelsetzen usw.. Meine Freundin wurde geweckt. Erst sanft, dann durch Wegziehen der Bettdecke und Aufstellen des Stuhls. Mit einem Augenzwinken hieß es "Sie können auch überall schlafen, was? Aber nun müssen Sie aufstehen!" ;) Außerdem kamen noch von Ärztin und Schwester der Kommentar: Wenn SIE morgen keine blauen Flecke bekommen, dann wissen wir auch nicht. Dann neigen sie nicht zu blauen Flecken. WIR haben jedenfalls alles getan, damit Sie welche bekommen! ;)

Dann wurden die Schläuche entfernt, die letzte Blutprobe entnommen, die Nadeln entfernt, Druckverband angelegt und es war wieder eine halbe Stunde Pause mit Kalium und Calcium-Präparat angesagt. In der Zwischenzeit kam noch ein Kurier, der noch etwas auf die Übergabe warten solle. Wir sind uns ziemlich sicher: Der wird die gerade gewonnene Spende mitgenommen haben. Mehr gab es ja an dem Tag nicht und die gehen schließlich schnellstmöglich raus. Die Haltbarkeit liegt bei maximal 72 Stunden - je weniger Zeit vergeht, desto besser.

Die Ärztin erkundigte nochmals nach dem Wohlbefinden und sagte noch: "Ihr Gesicht werde ich so schnell nicht vergessen." Sowohl diese leichten Komplikationen als auch der Durchhaltewille sind also wohl nicht an der Tagesordnung.

Mit Abschluss der Spende durfte meine Freundin dann auch den zuständigen Mitarbeiter bei der DKMS anrufen, dem sie einwilligte, dass sie auch Kontakt aufnehmen würde. Die andere Seite hatte ebenfalls eingewilligt und so konnte man ihr sagen: Der Empfänger ist männlich, 40 Jahre alt und wohnt in Italien. Die Spende hat sich also wohl auf den Weg Richtung Italien gemacht. :) Leider haben wir dann später noch erfahren, dass Italien grundsätzlich den direkten Kontakt zwischen Spender und Empfänger verbietet :( Obwohl beide Seiten eingewilligt haben, ist also ausschließlich anonymer Kontakt möglich. Keine persönlichen Details, die auf Spender/Empfänger schließen lassen, dürfen im Brief stehen. Keine Namen. Keine Fotos. Aber kleine Geschenke (symbolische, nichts von großem Wert) sind erlaubt und dieser anonyme Kontakt über die DKMS ist schon ab dem Spendentag möglich. Sinnvoll ist es nun aber natürlich, dem Empfänger erst einmal etwas Zeit zu geben...

In 3-5 Monaten wird ein Brief kommen, in dem drin steht, wie die Spende vom Körper des Empfänger angenommen wurde. Vielleicht kann man dann mal ersten Briefkontakt aufnehmen. Und vielleicht kann man da ja auch irgendwie irgendwann so Infos drin verstecken, dass man doch auf die Person selbst schließen und so den Empfänger kennen lernen kann :) Bevor man so weit greift, muss man natürlich erstmal abwarten und hoffen, dass überhaupt alles gut geht. Meine Freundin ist auf jeden Fall schon sehr sehr neugierig. Sie wüsste gerne: Ist er Familienvater? Wie sieht er aus? Haben sie Gemeinsamkeiten? Ist er ihr ähnlich? Einiges davon wird sich sicherlich über den anonymen Kontakt rausfinden lassen, wenn der Patient es denn schafft. Einiges sicherlich auch nicht...

Nun sind wir gespannt und können es kaum erwarten zu erfahren, wie es dem Spender geht. Dieser müsste inzwischen mit Sicherheit beide Spenden bekommen haben, so dass nach ca. 10 Tagen sein neu gebildetes Knochenmark anfängt, das gleiche Blut wie das zu produzieren, was in meiner Freundin fließt. In ca. 14 Tagen könnte es dann langsam aufwärts gehen, mit Höhen und Tiefen. Hoffentlich übersteht er die Tiefen.

Wir haben jedenfalls die Brötchen eingepackt, die man vor Ort noch für uns bestellt hatte und sind nach den 30 Minuten Ruhepause zu Fuß zum Bahnhof gegangen. Mit dem ICE ging es dann wieder zurück Richtung Heimat. Unterwegs rief die Ärztin noch an: Sie hätten die Laborergebnisse, es würde nun definitiv locker reichen, es sei also absolut erfolgreich verlaufen. Sie erkundigte sich noch, wie es ihr ginge und bedankte sich nochmals für die Spende und wünschte frohe Weihnachten. Dass Ärzte bei einem Anrufen und sich nach dem Gesundheitszustand erkundigen, kommt wohl auch selten vor in unserem Gesundheitssystem ;)

Meine Freundin sagt: Trotz der leichten Probleme, eine gute Vene zu finden und der durch ihre Venen bedingten Langsamkeit - sie würde es jederzeit wieder machen. Klar sind es Strapazen, aber alles ist gut auszuhalten, die Spende selbst ist absolut locker machbar. Es ist halt wirklich nur Rumsitzen und Warten, ggf. mal zwischendurch auf Klo gehen (dafür bleiben die Nadeln drin, der eine Arm mit der Zulauf-Vene wird geschient, so dass man ihn nicht bewegen kann, alle Schläuche von der Maschine abgekoppelt und dann kann man auch auf Klo. Es muss niemand auf die Bettpfanne oder ähnliches) und sonst nichts schlimmes. Wie die Ärztin auch sagte: Für den Körper ist eine Apherese (Stammzellenspende) weit weniger belastend als eine Blutspende. Nur die Psyche belastet die Leute, Aufregung halt. Und das vorbereitende Medikament halt.

ca. 4% aller Spender müssen später (in ein paar Wochen oder Monaten) nochmal wiederkommen, wenn sich beim Empfänger doch noch ein gewisser Anteil an Krebszellen wieder gebildet hat. Meine Freundin sagt: Kein Problem! Würde sie wieder machen - auch wenn es dann wieder 2 Tage dauert. Schlimm war es schließlich nicht.

Die letzten zwei Tage war sie noch ein bisschen kaputt, aber wir haben schon wieder Sport (joggen) gemacht, mit dem Hund getobt, viele Kilometer mit dem Hund spazieren gewesen usw. Alles kein Problem :) Die Ärztin meinte auch, die Einschränkungen (Belastung durch die Spende und das Medikament) sind schnell wieder vorbei. Sie meinte, sie hatten mal einen Marathonläufer, der auch 2 Tage spenden musste, der war sogar zwischen den Spenden trainieren :)

Soo, langer Text, viele Infos. Wer fragen hat: Fragt! :)

Noch ein paar Zahlen und Infos (nach meinem Kenntnisstand und aus dem Gedächtnis, also ohne Gewähr ;)):
- weltweit sind ca. 26 Millionen Leute typisiert und in der Datenbank vorhanden
- davon kommen knapp 7 Millionen aus Deutschland (!)
- 1-5% aller typisierten werden in den ersten 10 Jahren einbezogen
- das maximale Alter für eine Typisierung liegt wohl bei 45 Jahren (teilweise wird es trotzdem bis 55 gemacht)
- das maximale Spendenalter liegt bei 55 Jahren (teilweise wird es aber wohl bis 60-63 gemacht, bevor die Einträge wirklich endgültig aus der Datenbank gelöscht werden)
- bei Cellex in Köln werden pro Tag bis zu 21 Spenden entnommen (und ich glaube, damit war nur Stammzellenspende gemeint, also nochmals zzgl. den Knochenmarkspendern)
- bei Cellex in Köln werden 1/4 aller Spenden weltweit durchgeführt
- es gibt zum Teil sogar Spenden am 23.12. - wenn dann nicht genug Stammzellen entnommen werden konnten, müssen die Spender am 24.12. wiederkommen. Das war im letzten Jahr bei 2 Frauen der Fall... In diesem Jahr gibt es wohl auch eine Spende am 23.12. - hoffentlich muss diejenige nicht am 24. wiederkommen :)
- Laut Homepage wurden schon über 18.000 Spenden bei Cellex "gewonnen"

Weitere Bilder und Erfahrungsberichte und Bewertungen finden sich übrigens auch auf den Facebookseiten von Cellex.

Meine Freundin hat am Samstag noch eine Mail geschrieben an Cellex in Köln, in der sie sich nochmals für die super freundliche Behandlung dort bedankt und dass das ganze weit weniger schlimm war, als es vielleicht den Eindruck gemacht habe. (Die Mitarbeiter haben sich nämlich wirklich ziemlich um sie gesorgt) Ihr gehe es wirklich gut und sie würde jederzeit wiederkommen, wenn es nötig sein wird.

Die nächsten zwei Jahre ist sie übrigens reserviert. Soll heißen: Wenn es nun jemanden geben sollte, bei dem ihre Merkmale als Spender auch passen würden, wird sie nicht "eingezogen". Sie ist die nächsten 2 Jahre exklusiv nur für den 40-jährigen Italiener da. Nur wenn der etwas benötigt, wird sie wieder angeschrieben.
 
Zuletzt bearbeitet:
Sehr schönes "Review"! Danke dafür. Eine Frage hast du uns jedoch nicht beantwortet: Hatte deine Freundinn den nun blaue Flecken? :D
 
Danke für die Erfahrungsberichte, mal sehen, ob ich irgendwann auch mal die Erfahrung machen darf.

Also nochmal kurz über den beiden Einstichen zugestochen. Nix... Ein bisschen "gebohrt" und "geprökelt", aber nix.
Das weckt nicht allzu abgehangene Erinnerungen an die "Metzgerstöchter" die man ab und an beim Blutspendedienst antrifft.
 
Sehr schönes "Review"! Danke dafür. Eine Frage hast du uns jedoch nicht beantwortet: Hatte deine Freundinn den nun blaue Flecken? :D
Tatsächlich nur sehr kleine, ganz leicht sichtbare. Sind schon fast wieder weg.

Das weckt nicht allzu abgehangene Erinnerungen an die "Metzgerstöchter" die man ab und an beim Blutspendedienst antrifft.
Jein. DIE bohren ja ohne Nachfrage und ohne Rücksicht. Da waren die bei Cellex um Welten freundlicher und vorsichtiger und haben vorher nachgefragt bzw. vorgewarnt ^^

Vielen Dank cuco für die gute Live-Berichterstattung. :thumbsup:
Gerne :) Vielleicht hilft es dem einen oder anderen, sich auch dafür zu entscheiden, ein potentieller Lebensretter zu werden :)
 
Vielen Dank für Deinen tollen und ausführlichen Bericht. Ist wirklich sehr interessant zu lesen, wie sowas überhaupt abläuft. Wirklich Danke für Deine anschaulichen Schilderungen :thumbup:
 
Ein wirklich starker Bericht, cuco! Danke!
Und eine noch stärkere Leistung von deiner Freundin! Größter Respekt von mir dafür! :thumbup:

Das mit den vielen Nadeln *brrr* hätte ich jetzt im Nachhinein allerdings doch nicht ganz so ausführlich wissen müssen. Aber das ist meine eigene Schuld, du hattest ja vorgewarnt! ;)
 
So, der Thread sollte ruhig auch mal wieder nach oben. Es können einfach nicht genug Menschen registriert sein.
 
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