SMD Sicherungen auslöten

jal2

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Hallo,

mal eine Frage an alle Löter - was ist der beste Weg, um SMD-Sicherungen mit Hausmitteln (keine IR-Lötstation, SMD-Lötpinzette, ...) auszulöten?

Ich hatte vorhin mal wieder das Vergnügen: Sicherung defekt in 0402, dicht daneben ein ebenso kleiner Kondensator. Beides natürlich mit bleifreiem Lot auf dicken Leiterbahnen.

Ausrüstung hier: 80W ERSA und chinesische Heissluftstation, verschiedene Runddüsen.

Lötkolben mit bleistiftspitzer Spitze ging gar nicht, wahrscheinlich transportierten die Leiterbahnen die Hitze zu schnell ab.
Heissluft klappte im zweiten Versuch, aber der Kondensator daneben hat sich auch schon verdächtig verfärbt. Zum Glück war die Sicherung schon defekt, sonst wäre sie es jetzt.
Ausschlachten von Sicherungen aus defekten Boards kann ich so vergessen.

Hätte ich es mal mit bleihaltigem Lot (um die Lote zu mischen und den Schmelzpunkt abzusenken) und Lötkolben versuchen sollen?

Kennt jemand eine gute Methode, um Sicherungen aus defekten Boards auszuschlachten? Sie sitzen ja meist auf dicken Leiterbahnen.
 
Ich nehm immer ein Heißluftgerät mit Reduzierdüse (9mm), des ging immer recht gut. Man muß nur aufpassen das die Sicherung nicht wegfliegt. Darum
löte ich mit Heißluft immer nur defekt Boards, für defekte Bauteile nehm ich eher den Lötkolben.
Zum runterfönen pack ich das Board immer in ne Kiste, damit wenn was wegfliegt es wieder auffindbar ist.

MfG, Sebastian
 
Erst das Lot umschmelzen mit 0815-Lot von der Rolle, dann mit Entlötlitze Lot entfernen. Dann mit Holzzahnstocher etwas unter die Kante gehen, Lötkolbenspitze dran und hochdrücken. 2. Seite geht entweder beim Hochdrücken gleich mit ab oder dort analog rangehen.

Aber 80W Ersa ist etwas viel Heizleistung.

ATh.
 
Ich nehm immer ein Heißluftgerät mit Reduzierdüse (9mm), des ging immer recht gut. Man muß nur aufpassen das die Sicherung nicht wegfliegt. Darum
löte ich mit Heißluft immer nur defekt Boards, für defekte Bauteile nehm ich eher den Lötkolben.
Zum runterfönen pack ich das Board immer in ne Kiste, damit wenn was wegfliegt es wieder auffindbar ist.
Ein Heissluftgerät aus dem Baumarkt oder eine SMD-Lötstation?

Erst das Lot umschmelzen mit 0815-Lot von der Rolle, dann mit Entlötlitze Lot entfernen. Dann mit Holzzahnstocher etwas unter die Kante gehen, Lötkolbenspitze dran und hochdrücken. 2. Seite geht entweder beim Hochdrücken gleich mit ab oder dort analog rangehen.

Aber 80W Ersa ist etwas viel Heizleistung.
Das Umschmelzen mit bleihaltigem Lot probiere ich beim nächsten Mal. Du meinst vermutlich eine breitere Lötkolbenspitze als bleistiftspitz. Dann ist die Sicherung aber sicher hinüber.

Die 80W ERSA ist eine regelbare Lötstation, ich hatte vorher eine mit 40W, da wurde mir oft die Spitze kalt, wenn ich es mit Masseflächen zu tun hatte.

Danke für alle Tipps!
 
Nein, kein Witz, drücken mit Lötkolbenspitze macht SMD-BE kaputt. Wirklich Holzzahnstocher nehmen zum Drücken. Und die ausgelöteten Sicherungen die ich hier für Bedürftige verschenkt habe funktionieren alle.

ATh.
 
Ich mache das mit zwei Lötkolben als Zangenersatz. Es muss nur schnell gehen, maximal 3 Sekunden.
 
Wenn die Sicherung defekt ist kannst du sie auch mit dem Seitenschneider zerbröseln und dann die einzelnen Enden separat per Lötkolben ablöten (mit neuem Zinn als Zugabe gehts einfacher). Sicherungen aus Schlachtboards entnehme ich meistens mit Heißluft (Pistole aus Baumarkt mit einstellbarer Temperatur udn kleinster verfügbarer Reduzierhülse, da leider nichts besseres vorhanden).
 
Kurzer Löt-Crashkurs aus meiner Arbeit. So lernen auch meine Hilfsarbeiter in 10 Minuten korrektes Löten:

Zuerst Leistung und Temperatur:
80W sind für SMD voll in Ordnung, wenn man zügig arbeitet.
Temperatur darf gerne bei 280 Grad liegen, dann schmilzt auch RoHS-Lot zügig.

Löten selbst lernt man am besten bei ruhiger Musik im 4/4-Takt.
Folgende Schritte werden zu den Takten gemacht
1: Lötkolben an die Lötstelle (rechte Hand)
2: Lötzinn an die Lötstelle (linke Hand)
3: Lötzinn von der Lötstelle weg (linke Hand)
4: Lötkolben weg von der Lötstelle
Beim üben darf man gerne ruhig im Kopf mitzählen.

Der Trick an sauberen Lötungen und vorallem Korrektur-Lötungen ist frisches Flussmittel.
In Rollen-Lötzinn ist harziges Flussmittel im Kern eingearbeitet.
Daher kommt der 'Hausmannstrick', eine auszulötende Stelle mit frischem Lötzinn vorzubereiten.
Flussmittel kann man auc einzeln kaufen - von Lötharzen, -Pasten oder anderem Gemansche rate ich ab.
Notfalls kann man Lötharze mit Isopropanol zur Emulsion verdünnen.

Hinterher reinigt man die Lötstelle im Isopropanol oder ggf. Mit speziellen Reinigern.
Denn Flussmittel ist auch Korrosionesfördernd. (Flussmittel bricht Schmutz- und Oxidschichten auf)

Widerstehe dem Reflex einer penibel sauberen Lötspitze.
Wenn auf der heissen Spitze eine dickere Schicht geschmolzenes Zinn ist, erfolgt die Wärmeabgabe deutlich schneller und ohne Beschädigung der Bauteile oder Leitplatte. (Stichwort Adhäsionskräfte des Lötzinns)
Der schwarze Schmodder (verkohlte Bestandteile des Flussmittels) wandert automatisch an den oberen Teil der Lötspitze.

Zur Lötspitzengröße:
Auch für SMD-Lötungen (ausgenommen BG0402 o. kleiner) empfehle ich eine Lötspitze mit 2-2,5mm. (Meisselform).
So lässt sich die gesamte Breite der Lötstelle schnell und. Gleichmäßig erwärmen, und die ggü. liegende Lötstelle wird schon vorgewärmt - das ist schonender für die Bauteile, als eine sehr punktuelle Erwärmung.

Einzelne SMD-Bauteile mit 1 Lötkolben auslöten:
Spitze mit 2,5-3mm (Meisselform) verwenden, und beide Lötstellen mit frischem Lötzinn überfüllen (kugelige Lötstelle)
Den Lötkolben AUF oder an der Längskante des Bauteil ansetzen, beide Lötstellen gleichmäßig kontaktieren u. erhitzen.
Bei aufliegendem Lötkolbem Bauteil mit einer kleinen Pinzette an den Längskanten (nicht an der kurzen Kanten ansetzen, das lässt die Lötstelle wieder abkühlen) fassen und aufnehmen.
Bei seitlicher Lötkolbenspitze das Bauteil mit sanftem Druck von den Lötpads schieben, und nebeman erkalten lassen.

Heissluft ist auch möglich, sollte aber nur auf (defekten) Spender-Leiterplatten erfolgen - das strapaziert die Leiterplatt doch erheblich, bis hin zu Kontaktbrüchen an Via's


Zu anderen Löttechniken kann ich gerne auch einen Crashkurs tippen.....
 
Aufgrund Bodenankers Lötkurs: Sticky

Den Lötkolben AUF oder an der Längskante des Bauteil ansetzen, beide Lötstellen gleichmäßig kontaktieren u. erhitzen.
Bei aufliegendem Lötkolbem Bauteil mit einer kleinen Pinzette an den Längskanten (nicht an der kurzen Kanten ansetzen, das lässt die Lötstelle wieder abkühlen) fassen und aufnehmen.
Wenn ich es also richtig verstanden habe, soll die Lötspitze etwa so breit sein, wie das SMD-Bauteil lang ist, damit ich dessen beiden Lötenden gleichzeitig erwärmen kann?
 
Aufgrund Bodenankers Lötkurs: Sticky

Wenn ich es also richtig verstanden habe, soll die Lötspitze etwa so breit sein, wie das SMD-Bauteil lang ist, damit ich dessen beiden Lötenden gleichzeitig erwärmen kann?

Korrekt.
Auf jeden Fall sollte die Lötspitze so breit sein, wie die kurze Kante der SMD-Bauteile.



Besteht Interesse an weiteren Ausführungen?
Kann dann gaaanz langfristig auch im Wiki landen.....
 
Besteht Interesse an weiteren Ausführungen?
Mit Sicherheit für die weniger versierten (zu denen ich mich auch zähle) ein interessantes Thema, das vielleicht auch Mut macht, selbst zum Lötkolben zu greifen, wenn man eine ruhige Hand hat.
Kann dann gaaanz langfristig auch im Wiki landen.....
Vielleicht nicht schlecht, da dort auch einige Lötarbeiten (T23-Spulen, Sicherungen auf System-Boards, USB-Anschlüsse) ein Thema sind.
 
Für Lötarbeiten an den Lenovo-Mainboards habe ich bisher auch immer eine geregelte 80W-Lötstation benutzt. Eine Heißluftstation habe ich nicht. Welche Spitze ich nutze, hängt vom Platz neben dem auszulötenden Bauteil ab. Wenn da ein anderes (größeres) Bauteil sehr nah dran sitzt, gibts die kleine Spitze, sonst die große.
Etwas Flussmittel für die Wärmeleitung hilft wirklich, da das bleifreie Lot sonst sehr schlecht schmilzt. Da nutze ich zum Auslöten daher auch mind. 350°C, eher 380-400°C und dann halt entsprechend kurz "brutzeln". Die Lötspitze verzinne ich außerdem noch leicht mit "frischem" bleihaltigen Lot.

Mit einem kleinen Schraubendreher drücke ich das Bauteil vorsichtig zur Seite und erhitze dann abwechselnd vorne und hinten die Lötstellen, bis es los ist. Das ist zwar etwas Belastung für die Pads, aber ich habe dabei noch nie ein Pad beschädigt. Meistens überlebt das Bauteil das aber nicht und verliert einen der Kontakte. Macht aber ja nichts, das Bauteil wird ja ausgelötet, weil es eh kaputt war.

Die neue Sicherung löte ich dann mit bleihaltigem Lot bei 320-350°C ein.

Ein bisschen Übung und Erfahrung gehört denke ich dazu, aber eigentlich ist das nicht sooo schwer und braucht keine sehr besondere Ausrüstung.

Am Ende fällt mir dann meistens ein, dass man die neue Sicherung auch einfach hätte Huckepack auflöten können. Platz dafür ist meist genug und das erspart das deutlich nervigere und aufwändigere Auslöten der alten Sicherung.

Zu den Spendersicherungen aus alten Boards: Ich hatte mal jemanden hier bei mir, der Spendersicherungen von irgendwem aus dem Forum dabei hatte. Keine Ahnung, von wem die stammten, aber auf jeden Fall waren da auch kaputte dabei. Ärgerlich, wenn man das erst nach dem Einlöten merkt, dann darf man gleich wieder von vorne anfangen.
 
Mit Sicherheit für die weniger versierten (zu denen ich mich auch zähle) ein interessantes Thema, das vielleicht auch Mut macht, selbst zum Lötkolben zu greifen, wenn man eine ruhige Hand hat.
Vielleicht nicht schlecht, da dort auch einige Lötarbeiten (T23-Spulen, Sicherungen auf System-Boards, USB-Anschlüsse) ein Thema sind.

Dann aber bitte auf Anfrage zu einzelnen Themen/Arbeiten - In's blaue rein zu Tippen ist dann doch nicht ganz meine Welt ;-)
 
Drum ist dieser Thread sticky und wenn jemand Fragen zum Thema hat, kann er sie hier posten.
 
Ein Heissluftgerät aus dem Baumarkt oder eine SMD-Lötstation?


2-stufen Heißluftgerät ausm Discounter, Reduzieraufsatz 9mm Baumarkt. Ansonsten 2-Stufen Lötkolben von Conrad.

Vergessen zu erwähnen, ich löte immer mit bleihaltigem mit Kolophonium Seele (aus DDR Beständen) neu ein.
Zum nachlöten habe ich verflüssigtes Kolophonium (in ISO Prop aufgelöst), welches ich per Spritze auftrage.

MfG, Sebastian
 
Für so manchen wäre vermutlich eine Anleitung fürs Anbringen von Leitungen an Kontakten im 0,67... 1,27 mm Abstand praktisch ;-)

Spätestens da bin ich froh um meine Lötnadel. Sehr gute Dienste tun da auch ne vernünftige Pinzette und Draht, der dünn genug ist. Am liebsten nehm ich 0,1mm Draht, 0,2mm ist mir da fast schon zu dick (zumindest beim 0,67er Abstand). Fürs parallele herausführen mehrerer Kontakte nebeneinander funktioniert 40 (1,27mm) bzw. 80 (0,67mm) adriges IDE-Kabel wunderbar. Für Steckverbindungen nehme ich meist normale Stecker/Buchsenleisten, die es im 2,54 oder 1,27er Format gibt - http://www.ebay.de/itm/10-Stuck-Sti...hash=item19d5cc191f:m:m5E_xCHJEHEHA84Q1WozFsw . Gerade bei den Steckerleisten würde ich nach dem (kurzen!) Löten aber mit Sekundenkleber o.ä. ran, damit die Pins nicht verrutschen.

Gerade bei einzelnen Drähten tut man sich oft einfacher, sie erst zu fixieren und dann zu löten. Dafür ist dieses gelbe hitzebeständige Klebeband ( http://www.ebay.de/itm/20mm-Polyimi...521346?hash=item35f881c702:g:5B0AAOSwX~dWieCm ) sehr praktisch.

Wenn man die Drähte vorher verzinnt benötigt man beim eigentlichen Festlöten kein zusätzliches Lötzinn mehr, wenn man vorher auf der Lötnadelspitze minimal Lötzinn hat (passiert durchs vorherige Verzinnen des Drahts eh ;) )
 
Am besten folgende Sachen zulegen:

Flux Stift
Kapton Tape (Das gelbe Klebeband)
Entlötsauglitze (5m reichen für die meisten Hobbybastler lange genug)
Entlögsaugpumpe
Lötkolben mit 50W+ (bei Arbeiten an großen Masseflächen solltens dann schon 100W sein...)
dünnes verbleites (!) Lötzinn

Die Lötstelle zuerst mit frischem Lötzinn versehen, hier hilft das verbleite Lötzinn ungemein, es schmilzt schneller und bindet das alte Lötzinn gut an sich. Ausserdem hinterläst es im Abschluss viel viel schönere Oberflächen. Ausserdem ist die hier benötigte Hitze geringer als bei Bleifreiem. - Am besten im gut gelüfteten Raum bzw. mit Absauger arbeiten (sofern man noch keine Kinder hat und es noch gerne möchte...)

Danach die Entlögsauglitze auf die Lötflächen auflegen, dann mit dem Lötkolben mit breiter Spitze erhitzen bis das unter der Litze liegende Zinn schmilzt und dann gemütlich langsam, - nicht ruckartig, nicht zu feste drücken, - über das Zinn bewegen.

Danach wie mifritscher beschrieben hat, die bereits verzinnten Drähte/Litzen anlöten und mit Sek. Kleber oder Kapton Tape sichern.

Niemals nie nicht: Zu lange erhitzen. Wenn sich nach max. 3 Sekunden das Zinn nicht verflüssigt hat dann ist der Lötkolben einfach zu besch -eiden. Drum das verbleite Lötzinn, damit hat man es als Hobbyelektroniker nunmal viel viel leichter.
Tipp mit schwachen Lötkolben:
Eine breite Lötspitze mit viel (so das es noch nicht runtertopft aber dem sehr nahe kommt) verbleitem(!) Lötzinn versehen und diesen geschmolzenen Bobbel dann langsam auf die zu Lötende Stelle bringen. Dadurch hat man eine größere Kontaktfläche und das bisschen Masse des bereits geschmolzenen Zinns hat genug energie um nicht so schnell abzukühlen wie der Kolben alleine was wiederrum bedeutet, dass die gewünschte Stelle schneller anschmilzt.
Bloß aufpassen das einem der flüßige Schnodder nicht irgendwo auf dem Weg zur Lötstelle auf die Platine tropft.... :cursing:
 
Ein Methode ist in allen Beiträgen gar nicht angesprochen worden, obwohl ich die Methode für durchaus zulässig halte: die sogenannte Huckepackmethode.
Dabei wird die defekte Sicherung gar nicht erst ausgelötet, sondern die neue wird auf die alte oben draufgelötet.
Grade wenn man nur Hausmittel zur Verfügung hat, ist dies eine deutliche Vereinfachung.
 
... machen eigentlich alle Fachleute in Huckepack. Nur wenn ein anderer schon an der Sicherung rumgelötet hat nehme ich die alte runter und lege die Lötpunkte frei; manchmal auch etwas großzügiger um mehr Kontaktfläche für das Lötzinn zu bekommen.

Aber im Beitrag geht es primär ums Auslöten.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich habe auch anfangs die alte ausgelötet, aber der Aufwand steht in keinem Verhältnis zum Nutzen. Gerade, wenn man nur einen Lötkolben zur Verfügung hat (nicht zwei oder eine Lötpinzette) ist das Auslöten ohne Beschädigung der Lötpads gar nicht so einfach. Und der Nutzen ist nahe Null. Daher löte ich auch eigentlich nur noch Huckepack drüber. Eventuelle alte Lötstellen bekommt man mit etwas frischem Lötzinn und einem guten Lötkolben in der Regel auch wieder sauber "aufgearbeitet" ohne die alte Sicherung dafür entfernen zu müssen.
 
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