Hallo zusammen,
auch wenn ich ganz neu hier bin und eigentlich nichts mit IBM Thinkpads (zumindest bisher) zu tun habe, sondern von der - leider nicht o gut organisierten und dokumentierten - Fraktion der HP-Omnibook-Nutzer bin, mußte ich mich heute aufgrund dieses Themas einfach anmelden und möchte etwas beitragen.
Was vielleicht nicht viele wissen: das "Blink of Deatch"-Problem gibt es ohn diesen Namen auch bei HP, beispielsweise am Omnibook XE3 - mein Lieblingsgerät, das der T2x-Reihe sehr ähnlich ist (Pentium 3 mit max. ca. 1 GHz, Intel BX, Savage S3-Grafik usw.) - und insbesondere in einem großen Teil der Serie den ADP3421 verbaut hat.
Mein erstes Omnibook XE3 begleitet mich seit der Zeit meines Studium, ich habe es damals gebraucht bekommen. Es entwickelte nach einigen Jahren ein ähnliches Problem, für das ich ebenso über Jahre nach einer Lösung suchte. Es sah immer fälschlicherweise so aus, als ob es was mit der Temperatur zu tun hatte - nach langer Benutzung wurde es schwarz auf dem Bildschirm, aber Power-LED und Lüfter blieben an - es konnte nur noch hart ausgeschaltet werden. Dierkt danach ging es oft nicht mehr an, sondern mußte länger ausgeschaltet liegenbleiben.
Schritt für Schritt und unzählige Zerlegeversuche mit Nachlöten, Kühlkörperoptimierung mit besserer WLP usw. wurde mir langsam klar, daß es an alledem nicht liegt. Es ging nämlich auch aus, wenn keine hohe Last vorlag - aber das Ausgehen konnte z.B. durch einen Lastwechsel von Volldampf zu niedriger CPU-Frequenz provoziert werden.
Mir wurde langsam - und damals noch unabhängig von den Thinkpads - klar, daß das Ausschalten kein Absturz war, sondern ein Herunterziehen der internen RESET-Leitung. Das konnte am Verhalten der Festplatte festgestellt werden, was in vielen HP-Foren zu finden ist zum Thema XE3 (wird dort breit als "overheat" und "overheating problem" diskutiert, ohne echte Lösung). Die Platte bleibt oft aus, aber der Lüfter läuft --> es ist nicht der Regler für 5 Volt.
Unabhängig vom Autor dieses Beitrags begann ich, Schaltungsunterlagen zu beschaffen. Einserseits das Datenblatt zum ADP3421, aufgrund Unsicherheit auch das des MAX1632 für die 5/3,3-Volt-Schienen, und den Schaltplan des Omnibook-Mainboards. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich bereits 3 Omnibooks dieses Typs, wovon auch ein zweites mit dem Fehler anfing - das dritte aber auffälligerweise nicht.
Über mehrere Wochen studierte ich in jeder freien Minute die Schaltpläne und die Datenblätter und glich alle Informationen miteinander ab - auch mit den in allen möglichen Foren beschriebenen "phänotypischen" Erkenntnissen dieser Thematik. Erst hier stieß ich dann auf das unter Thinkpad-Freunden bekannte Problem und seine dortige Benennung "BoD". Desweiteren befaßte ich mit allgemeiner Literatur zum sogenannten "Geyserville"-Spannungsregelungskonzept und Datenblättern von anderen Herstellern für diese Anwendung.
Um eine lagne Geschichte nun kurz zu machen - Details kann ich gerne auf Nachfrage noch beschreiben - hier die wichtigsten Infos in Kürze:
- der Widerstand zwischen Vcc und PWRGD (Pin 24 und 16) am ADP3421 ist definitiv die Lösung - ein Wert von ca. 2 kOhm (die genannten 1,8 kOhm oder der nächste Reihenwert 2,2 kOhm passen) ist optimal
- es besteht KEIN Risiko, hierbei etwas zu beschädigen - die Power-Good-Logik hat noch genügend Rückfallebenen, um sicher einen RESET signalisieren zu können, z.B. von Spannungsregler der 5V/3,3V-Schienen (mit 2 kOhm bewegt man sich im Bereich eines üblichen Pull-Up-Widerstands in Logikelementen für diese Spannung)
- das Problem war möglicherweise den Herstellern bekannt (oder es gab noch andere Probleme), denn HP bzw. Compal hat beim XE3 noch während der Produktion den ADP3421 aus dem Design geworfen und durch einen MAX1711 ersetzt, der dieses Problem nicht hat (Zitat aus dem Changelog des Schaltplans: 12/26/2000 Use MAX1711 instead of AD3421 (Control PWM IC) and AD3410 (Driver) in CPU-CORE circuitry)
- das Problem im ADP3421 scheint eine Alterungserscheinung der Power-Good-Logik zu sein, die unterstützt durch das Geyserville-Konzept bevorzugt dann wirksam wird, wenn die CPU zwischen verschiedenen Taktfrequenzen (und damit Core-Spannungen bzw. Strömen) umgeschaltet wird
- durch das Hinzufügen dieses Pull-Up-Widerstand scheint nicht nur das äußere Verhalten der SChaltung stabilisiert zu werden, sondern auch der IC in seinen Betriebsparametern selbst - ich konnte in hartem Dauerbetrieb zweier Testrechner nie wieder einen Ausfall feststellen und auch keine Instabilitäten erkennen, die z.B. durch unsauberes Umschalten der Vcore erfolgen könnten
Gerne schreibe ich demnächst mal mehr dazu - das möchte ich dann fundiert und in Ruhe tun.
Beruflich bin ich übrigens selbst Elektronik-Entwickler und habe mir daher vor der Modifikation alle Gegenargumente zurechtgelegt, die dagegen sprechen könnten - letztlich bleibt kein Gegenargument ernsthaft bestehen. Hierzu kann man auch vergleichbare Designs betrachten - wie geasgt, ggf. bei mehr Zeit und Rückfrage mehr dazu.
Jetzt erstmal viel Spaß mit einer Möglichkeit, über die kommende Urlaubszeit Rechner wiederzubeleben...
Freundliche Grüße,
Hans-Jürgen