Linux-Einstieg: Derivate, Distributionen, Desktopumgebungen???

cyberjonny

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Hi miteinander,

aufgrund meiner Gaming-Wurzeln bin ich bis heute eigentlich mehr oder weniger überzeugter Windows-Anhänger. Dazu stehe ich auch gerne, ich halte Windows (aktuell 8.1) für ein gutes, über die Zeit - mit einigen Ausnahmen - gereiftes und immer besser gewordenes Betriebssystem, mit dem ich alles in allem immer zufrieden war und im Grunde auch noch bin. Allerdings bin ich auch ein großer Verfechter davon, die eigenen Daten nicht unbedacht großen Unternehmen in den Rachen zu werfen, freie, offene, alternative Software zu unterstützen und einfach sein eigener Herr im IT-Haus zu sein - seit der ganzen NSA-Geschichte mehr denn je. In einigen Bereichen (Verschlüsselung von Daten und Mails, sichere Messenger, keine Accounts bei den großen sozialen Netzwerken, Android soweit möglich von G abgekoppelt...) habe ich das über die Jahre bereits umgesetzt, aber beim Betriebssystem habe ich bisher irgendwie immer noch Halt gemacht. Früher hatte das vor allem damit zu tun, dass ich hin und wieder noch gezockt habe, was damals mit Linux noch gar nicht ging (und auch heute wohl nur sehr eingeschränkt möglich ist), mittlerweile fehlt mir dafür aber sowieso zunehmend die Zeit und ich bin - schätze ich mal - eigentlich nur noch aus Bequemlichkeit und Gewohnheit bei Windows geblieben. Nichtsdestotrotz halte ich Windows an sich nach wie vor für ein gutes OS, das aufgrund seiner Verbreitung für mich vor allem durch die so zahlreich vorhandene Software punkten kann (für alles gibt es zig Varianten und Alternativen). Aber wie dem auch sei - die Zeit ist gekommen, um mal über den Tellerrand hinaus zu schauen: Ich würde Linux gerne mal eine Chance geben und ausprobieren!

Für mich als Laie scheint der Einstieg allerdings erstmal recht kompliziert - es gibt verschiedene Derivate/Derivationen, Distributionen und Desktopumgebungen. Was bedeutet das denn überhaupt alles und woher weiß ich, was davon das Richtige bzw. die richtige Kombination für mich ist?

Debian, Fedora, Arch, Gentoo, openSUSE, Ubuntu, Kubuntu, Lubuntu, Xubuntu, Cinnamon, Mint, KDE, GNOME, Xfce, Unity, LXDE, MATE... die Liste kann fortgesetzt werden... alles Begriffe, die ich aus der Linux-Welt kenne und teilweise halbwegs weiß, womit sie zu tun haben, die ich aber nicht so richtig sortiert bekomme und oftmals nicht richtig zuordnen kann.

- Wodurch zeichnen sich die verschiedenen Derivate/Derivationen, Distributionen und Desktopumgebungen respektive deren Kombinationen denn aus?
- Was für spezifische Vor- und Nachteile haben die einzelnen Varianten?
- Was würdet ihr einem Einsteiger in die Linux-Welt empfehlen? Dabei sei gesagt, dass es - auch wenn ich von Windows komme - nicht unbedingt "wie Windows" sein muss. Ich bin auch für Neues offen und habe keine Probleme damit, mich umzugewöhnen, wenn es Vorteile mit sich bringt!


Schön wäre, wenn möglichst viel ootb laufen würde und ich möglichst wenig manuell konfigurieren/anpassen oder gar basteln müsste. Auch bin ich eher ein Freund von GUIs als von der Konsole, wobei mich deren Nutzung jetzt nicht völlig abschreckt. Etwas (nicht viel) Erfahrung habe ich mit Ubuntu, das ich hin und wieder mal als Live- und Test-System genutzt habe und insgesamt zwar als solide, aber auch als etwas "langweilig" wahrgenommen habe. Außerdem wäre es toll, wenn es für die verschiedenen Nutzungsszenarien und Anforderungen viel Software und Freeware zur Auswahl gäbe (aus meiner Sicht DER Vorteil von Windows), falls es da überhaupt Unterschiede zwischen den Derivaten/Distributionen gibt.

Vielleicht kann ja der eine oder andere Linux-Veteran hier etwas Licht ins Dunkel bringen.
Ich würde mich über (gerne subjektive) Erklärungen, Erfahrungen und Ratschläge jedenfalls sehr freuen! :)

Danke und Gruß,
Jonny
 
Als ersten Anlaufpunkt schau dir mal Distrowatch [1] an!
Die Infos dort sind nicht immer auf dem neuesten Stand, aber allgemein halte ich das nach wie vor für den besten Überblick über die verschiedenen Linuxdistributionen (was eine Distribution ist erklärt der Wikipediaartikel zur Genüge [2]). Ein Derivat ist gewissermaßen die Kinddistribution einer Mutterdistribution die irgendwer mal erstellt hat weil ihm an der ursprünglichen Distribution was nicht gepasst hat. Um einen Überblick darüber zu kriegen kannst du dir mal das lange Diagramm im Geschichtsteil des Wikipediaartikels anschauen.
Eine Desktopumgebung ist - nun ja, genau das. Auch dazu hat Wikipedia etwas [3].

Empfehlungen halte ich immer für schwierig. Eigentlich kann man sich da nur auf drei Dinge verlassen:
1. Irgendwer schreit immer "*buntu".
2. Ein zweiter schreit dann "Mint".
3. Jeder muss für sich selbst seine optimale Distribution/Desktopumgebung finden.

Ich habe mich bei meinem Einstieg (2007) durch die Distrowatchliste durchgewühlt und ca. die Hälfte mal angetestet. Nach einem zunächst erfolglosen Versuch auf OpenSuse umzusteigen bin ich seit Anfang 2008 bei Debian hängengeblieben. Mein persönlicher Hauptgrund dafür ist neben der Unaufgeregtheit bei der Entwicklung (lange Releasezyklen, wenig Experimente) der DSC [4]. Du kannst ganz andere Kriterien haben als ich und wirst dann zu einem ganz anderen Ergebnis kommen.


[1] http://distrowatch.org/
[2] http://de.wikipedia.org/wiki/Linux-Distribution
[3] http://de.wikipedia.org/wiki/Desktopumgebung#Desktop-Umgebung
[4] https://www.debian.org/social_contract
 
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Empfehlungen halte ich immer für schwierig. Eigentlich kann man sich da nur auf drei Dinge verlassen:
1. Irgendwer schreit immer "*buntu".
2. Ein zweiter schreit dann "Mint".
3. Jeder muss für sich selbst seine optimale Distribution/Desktopumgebung finden.

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Das hätte ich nicht besser sagen können - super Zusammenfassung.

Mein Tipp auch: Schau Dir einige Live-Distributionen an, die Du von CD starten kannst und installiere Dir einige Distris auf einer Virtuellen Maschine (z.B. für lau auf VirtualBox). Dann kannst Du die Unterschiede gut vergleichen. Da man als "Frischling" gern nur die Oberfläche sieht, lies Dir auch mal durch, welche Philosophie hinter der Entwicklung steckt und wie das Paketmanagement ("Softwarequellen") funktionieren. Hier gibt es gravierende Unterschiede. Dann kommt es natürlich noch auf Deine Hardware an, wie Ressourcen-hingrig die Distri ist etc ... und ob Du es eher klassisch, mit viel BlingBling und Chichi magst (KDE Desktop ... hehe) oder oder oder ...
Ich für meinen Teil bin auch überzeugter Debian-Nutzer, eben aus o.a. Gründen, wobei ich auch Freund einer schnellen und anpassungsfähigen Oberfläche bin. Daher nutze ich zzt. Debian Testing (aka Jessie, für meine Zwecke stabil genug) und eine XFCE4 Oberfläche :)
 
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Hi,

Ergänzend zu den von hikaru erwähnten Distrowatch gibt es auch eine graphische Visualisierung der einzelnen Distributionen hier als PDF.

Es ist auch richtig, dass jeder andere Schwerpunkte legt, ich fühle mich z. B. auf der Kommandozeile zu Hause und benötige eigentliche gar keinen Window-Manager, was für mich wiederum der größte Nachteil an MS Windows ist, weil man nur sehr rudimentäre Sachen auf der Kommandozeile machen kann.
Ein weiterer riesiger Vorteil an der offenen Software unter linux ist, dass man Zugriff auf die Quellen hat. Es ist zwar schön, dass es unter Windows viele Programme gibt, aber wenn mal was wegen 'nem Bug nicht geht, geht's halt nicht und man muss warten, bis der Autor ein Update macht (oder auch nicht). Wenn man die Quellen zur Verfügung hat, kann man das für sich im Zweifelsfall selbst fixen. Wobei ich behaupten würde, dass es für jedes Windows-Programm ein linux Pendant gibt, wenn man mal von Spielen absieht.

Ich habe mal ganz früher, als es an der Uni noch Sun-Workstation mit Unix gab, mit Slackware 3 auf dem PC angefangen. Von dort über RedHat 5.2, SuSE 8.2 zu Debian Etch und bin über Lenny, Squeeze und jetzt Wheezy bei Debian geblieben.
Als nächtes müsstest Du Dir noch überlegen, welchen Window-Manager Du verwenden möchtest: die grossen wären Gnome3, KDE4 und Unity (nur bei Ubuntu), wobei mir Gnome3 gegenüber Gnome2 ein riesen Rückschritt bedeutet, da ich auf dem 24 Zöller zu Hause kein Touch habe und somit mit dem Kachel-System nicht wirklich etwas anfangen kann. Dafür gibt es dann für Debian die Alternativen XFCE, LXDE, MATE (basierend auf Gnome2), Cinnamon, Enlightment E17, usw. usf..
Allerdings würde ich Dir das Debian nicht empfehlen, da hier die Konfiguration hauptsächlich in Konfig-Dateien gemacht wird, vielleicht wäre da eher openSUSE mit seinem YAST-Programm geeignet. Ansonsten verwenden wohl doch sehr viele Ein- und Umsteiger Ubuntu...

Grüße,
j.
 
Ergänzend zu den von hikaru erwähnten Distrowatch gibt es auch eine graphische Visualisierung der einzelnen Distributionen hier als PDF.
Das sieht aber ziemlich debianlastig aus. Bei näherem Hinsehen erkennt man zwar noch Slackware und andere an den Rand gequetschte Sachen, aber die gesamte Red-Hat-Historie fehlt. Mandriva kam ja nicht aus dem Nichts.

Wobei ich behaupten würde, dass es für jedes Windows-Programm ein linux Pendant gibt, wenn man mal von Spielen absieht.
Das stimmt so leider nicht. Gerade im Bereich GIS/CAD hinkt Linux z.B. Jahrzehnte hinterher. Auch Video- und Bildbearbeitung werden eher stiefmütterlich behandelt.

Allerdings würde ich Dir das Debian nicht empfehlen, da hier die Konfiguration hauptsächlich in Konfig-Dateien gemacht wird, vielleicht wäre da eher openSUSE mit seinem YAST-Programm geeignet.
Bei mir war es genau andersrum. Ich bin an Suse deshalb gescheitert weil es Windows zu ähnlich war. Irgendwie konnte ich mein Wissen über die Windows-Systemsteuerung nach Yast mitnehmen, aber letztendlich kam ich damit nicht wirklich weit weil es eben doch anders war. Bei Debian war von Anfang an klar, dass ich bei null anfange. Also bin ich ins kalte Wasser gesprungen, habe ein halbes Jahr lang mehr oder weniger dumm aus der Wäsche geschaut, konnte danach aber mit diesem System umgehen anstatt irgendwelche alten Gewohnheiten zu übersetzen.
 
Ich frage normalerweise zurück, wer in deinem Umfeld dich bei Linux unterstützen kann, und mit welchen Linux-Varianten dieser Helfer sich auskennt ;-)
 
Ich frage normalerweise zurück, wer in deinem Umfeld dich bei Linux unterstützen kann, und mit welchen Linux-Varianten dieser Helfer sich auskennt ;-)
Und exakt das ist der Punkt. Entweder das oder eine gängige Distribution nehmen, bei der man zu seiner Problemstellung dann oft direkt eine passende Lösung im Internet findet.

Heißt: Mint, Ubuntu, Debian, Fedora oder OpenSUSE.

Und wenn gleich einer von den BSD-Spezialisten um die Ecke kommt, dann nur drauf einlassen, wenn er Dir garantiert, persönlich Support zu leisten.
 
Eigentlich kann man sich da nur auf drei Dinge verlassen:
1. Irgendwer schreit immer "*buntu".
2. Ein zweiter schreit dann "Mint".
3. Jeder muss für sich selbst seine optimale Distribution/Desktopumgebung finden.

Ich frage normalerweise zurück, wer in deinem Umfeld dich bei Linux unterstützen kann, und mit welchen Linux-Varianten dieser Helfer sich auskennt ;-)

falls die Frage von martind keinen Helfer zutage fördert, solltest du auf 1. oder 2. von hikaru setzen; beides unterscheidet sich nur geringfügig und die gute Doku von ubuntu hilft bei beiden Distris gut weiter; und dann den passenden desktop auch entsprechend deiner hardware aussuchen
 
Ich würde zum Ausprobieren vielleicht keine VM verwenden, sondern eine zuätzliche HDD benutzen. Der Grund dafür ist, daß du die Performance des Systems auch auf deiner eigenen Hardware kennenlernst. Sofern man kein Shell-Fan ist, ist der Desktop die wichtigste Mensch-PC-Schnittstelle. Zunächst reicht ein *buntu, auf welchem du verschiedenste Desktopumgebungen installierst (das geht dort recht unkopliziert - daher diese Auswahl).

Wenn du dann "deinen" Desktop ausgewählt hast, sieh dir an, welche Distributionen es damit noch gibt und sieh dir für jede infrage kommende Distri an, wie dort Updates, Programminstallationen und auch Konfigurationen vorgenommen werden. Das kannst du wiederum in einer VM gut ausprobieren. Und wenn du dann eine Entscheidung getroffen hast, installiere noch mal neu.
 
Als Beispiele seien Blender, Handbrake und Gimp genannt, wobei letzteres wohl selbst den Marktführer Photoshop bald ablösen wird.
Bei Videobearbeitung dachte ich eher an nichtlineare Schnittprogramme wie sie z.B. für Windows von Pinnacle oder Ulead produziert werden.
Klar, es gibt Kino, Kdenlive und Openshot, aber die kommen vom Funktionsumfang nicht wirklich an die Windowsprogramme heran. Und Cinelerra ist eben vergleichsweise schwierig einzurichten.

Ähnlich bei Bildbearbeitung: Gimp ist Klasse, aber ich sehe nicht dass es Photoshop ablösen wird. Es kann eine Alternative sein, ist aber kein Ersatz. Bei Raw-Bearbeitung tut sich mit Darktable langsam was, aber die bisherigen Alternativen (Rawtherapee, Rawstudio) waren nicht in der Lage Lightroom den Rang abzulaufen.

Das große Problem ist meist der Vendor-Lock-in. Erst wenn Leute die professionell in dem Bereich arbeiten anfangen eine Alternative zu akzeptieren kann man in so einen Markt eindringen. Ähnliches sehen wir seit einem Jahrzehnt bei Open-/Libreoffice. Die Software funktioniert gut und deckt die Bedürfnisse der meisten Nutzer im Grunde vollständig ab, aber so lange MS-Office den Markt dominiert und mit kleinen undokumentierten Inkompatibiliäten die Interoperabilität auf dem letzten Meter verhindert wird im Zweifelsfall doch wieder auf die proprietäre Software zurückgegriffen.
Ich habe jedenfalls noch von keinem Fall gehört in dem eine Behörde oder sonstige öffentliche Einrichtung jemanden mit proprietären Marktführerformaten bei Kompatibilitätsproblemen wieder nach Hause geschickt und offene Formate zur Wiedervorlage verlangt hat - andersrum passiert das dauernd.
 
Video: Lightworks. Hab's zwar noch nie zum Laufen bekommen (weder Windows noch Linux) – zumindest was die Codecs angeht – aber abgesehen von den Codecs ist das eines der besten Programme (unabhängig von der Plattform).
 
Ich habe jedenfalls noch von keinem Fall gehört in dem eine Behörde oder sonstige öffentliche Einrichtung jemanden mit proprietären Marktführerformaten bei Kompatibilitätsproblemen wieder nach Hause geschickt und offene Formate zur Wiedervorlage verlangt hat - andersrum passiert das dauernd.
Auch hier ein Beispiel.
 
Da wird ODF gepriesen. Aber davon, dass MS Office-Dokumente nicht akzeptiert werden, steht da nichts. Geht auch gar nicht, weil München nicht alleine auf der Welt ist. Aber wahrscheinlich fehlt mir die rosarote Brille.

Aber wir kommen wir eigentlich schon wieder in die "Linux kann das alles auch"-Schiene? Der TE hat das doch gar nicht in Frage gestellt, sondern möchte mal reinschnuppern. Ob Windows dann für sein Einsatzgebiet eine Alternative ist, kann doch letztendlich nur er entscheiden.
 
Deswegen schrieb ich man könnte...[emoji1]. Aber du hast natürlich recht.
 
Zunächst mal vielen Dank für eure zahlreichen Antworten! :thumbup:

Ich versuche mich parallel hierzu auch selbstständig etwas in die Materie einzulesen, wobei ich schnell gemerkt habe, dass das ein seeehr weites Feld ist.
Aktuell hätte ich aber auch ein paar konkret(er)e Fragen, bei denen ihr mir vielleicht weiterhelfen könnt:

1. Kann jemand mit Überblick vielleicht mal ganz grob, kurz und knackig die (Haupt-) Unterschiede von Mint, Ubuntu, Debian, Fedora und OpenSUSE erläutern? Da ich im engeren Umfeld leider keinen einzigen Linuxer habe, scheint mir eine exotischere Distribution für mich zum Einstieg auch nicht sinnvoll - entsprechend wird es sehr wahrscheinlich wohl eine der genannten Distributionen mit leichter Tendenz zu den ersten drei (wobei mir wie gesagt noch ein ordentlicher Überblick fehlt).

2. Das gleiche wäre für die Desktopumgebungen MATE, Cinnamon, Gnome, Gnome 2, Gnome 3, KDE, Xfce, Unity, Awesome und LXDE toll: Was sind denn so die jeweiligen Hauptunterschiede bzw. Alleinstellungsmerkmale?

3. Kann man grundsätzlich alle Desktopumgebungen mit allen Distributionen kombinieren oder gibt es hier Einschränkungen? Falls ja: Was kann denn mit was kombiniert werden?

4. Funktioniert/harmoniert grundsätzlich jede Distribution mit jeder Hardware gleich gut/schlecht oder gibts da Unterschiede? Wenn man jetzt mal vom X200(s) ausgeht, dem ja - wie eigentlich den meisten Thinkpads - eine recht gute Linux-Unterstützung nachgesagt wird: Gilt das dann generell für alle Distributionen oder nur für bestimmte? Ich hatte ja bereits erwähnt, dass ich Gefrickel möglichst vermeiden möchte und auf weitestgehend ootb-laufende Systeme stehe.

5. Inwiefern sollte ich bei meiner Wahl auf die Hardware Rücksicht nehmen? Das schwächste Gerät, das bei mir zur Zeit für Linux in Frage kommt, ist ein X200s - weiter zurück wird es hier wohl erstmal nicht gehen (eher kommt mal was Aktuelleres her). Inwieweit sollte das nun meine Auswahl bei der Distribution und der Desktopumgebung sinnvollerweise beeinflussen bzw. sollte/muss es das überhaupt?


Danke euch soweit! :)
 
1. Kann jemand mit Überblick vielleicht mal ganz grob, kurz und knackig die (Haupt-) Unterschiede von Mint, Ubuntu, Debian, Fedora und OpenSUSE erläutern?
Ganz grob, kurz und knackig kann man sagen, dass Debian, Ubuntu und Mint unter der Haube sehr ähnlich funktionieren. Ubuntu baut auf Debian auf, Mint wiederum auf Ubuntu bzw. in der LMDE-Variante direkt auf Debian. Teils sind auch die Entwickler die gleichen.
Da Ubuntu und Mint auf Debian Testing aufsetzen ist hier die Software aktueller als bei Debian Stable. In Debian Testing kann es ab und zu mal Stabilitäts- und Kompatibilitätsprobleme geben, denn der Name ist nicht umsonst. In der Praxis passiert das extrem selten, aber man sollte nicht rumheulen wenn es einen mal betrifft. Ubuntu und Mint haben eigene Qualitätssicherungsmaßnahmen die für gewöhnlich gut funktionieren.
Debian kannst du einmal installiert über mehrere Jahre und Releases updaten. Bei Mint funktioniert das eher nicht. Ubuntu liegt irgendwo in der Mitte.
Debian und Mint sind Community-Projekte, hinter Ubuntu steckt eine Firma namens Canonical. Aus dem DSC ergibt sich, dass Debian Wert auf Freie Software legt. Es gibt zwei Repositories mit unfreier Software, diese müssen aber explizit eingebunden werden. Als Folge funktioniert Hardware die nur mit unfreier Software zum Laufen zu bringen ist nicht "out of the box" (berühmtestes Beispiel ist vermutlich WLAN im Installer). Bei Ubuntu und Mint ist FLOSS nur Werbegeblubber.
Debian verfolgt einen eher minimalistischen Ansatz, weswegen du hier das schlankeste System bekommst aber auch am meisten nacharbeiten (in Form von Paketen nachinstallieren) musst. Ubuntu und Mint versuchen einen möglichst einfachen Desktop bereitzustellen, was auf Kosten derSchlankheit geht.

Fedora ist gewissermaßen Red-Hats Spielwiese und zählt zu den Distributionen die mit der aktuellsten Software daherkommen. Darunter leidet teils die Stabilität. Offiziell ist es ein Community-Projekt, im Hintergrund zieht aber eigentlich Red Hat die Fäden.
Fedora hat zwar nichts das mit Debians DSC vergleichbar ist, aber auch hier legt man großen Wert auf Freie Software.

OpenSuse ist die Spielwiese für die Suse-Distribution der Suse Linux GmbH und von der herangehensweise Fedora recht ähnlich: aktuellste Freie Software
Bevor es Ubuntu gab war Suse im deutschsprachigen Raum die mit Abstand am weitesten verbreitete Distribution und ist vom Bedienkonzept her dem klassischen Windows vermutlich immer noch am nächsten.
Suses Wurzeln liegen bei Red Hat und Slackware, wovon heute aber kaum noch was zu spüren ist.

2. Das gleiche wäre für die Desktopumgebungen MATE, Cinnamon, Gnome, Gnome 2, Gnome 3, KDE, Xfce, Unity, Awesome und LXDE toll: Was sind denn so die jeweiligen Hauptunterschiede bzw. Alleinstellungsmerkmale?
Mate ist ein Gnome2-Fork der entstand weil ein paar Leute mit Gnome 3 und der Einstellung von Gnome 2 nicht einverstanden waren. Bei Cinnamon sieht die Sache ähnlich aus, es ist aber eher ein Gnome3-Umbau um es wie Gnome 2 aussehen zu lassen. Xfce und (bisher LXDE) basieren zwar auf dem selben Toolkit (Gtk2) wie Gnome 2, sind aber eigenständig.
KDE basiert hingegen auf dem Qt-Toolkit. LXDE wird in Zukunft unter dem Namen LXQt auf Qt umschwenken. Software beider Toolkits auf einem System zu kombinieren ist möglich, wird von einigen wegen des Overheads aber nicht gern gesehen.
Unity ist eine Eigenentwicklung von Canonical und (nach meinem leicht angestaubten Kenntnisstand) auch nur auf Ubuntu ordentlich lauffähig.
Awesome ist in erster Linie ein Tiling-Fenstermanager, wobei Tiling ein alternatives Bedien-/Designkonzept zum "Floating" ist das du bereits von Windows kennst und auch bei allen anderen hier erwähnten Oberflächen angewandt wird. Tiling-Fenstrmanager gibt es genau wie Floating-Manager wie Sand am Meer.

3. Kann man grundsätzlich alle Desktopumgebungen mit allen Distributionen kombinieren oder gibt es hier Einschränkungen? Falls ja: Was kann denn mit was kombiniert werden?
Prinzipiell kann jedes DE mit jeder Distribution kombiniert werdeen. Ausnahmen (Unity) bestätigen die Regel. Die Frage nach möglichen Kombinationen würde einen eigenen Thread mit zweisteliger Seitenzahl füllen.

4. Funktioniert/harmoniert grundsätzlich jede Distribution mit jeder Hardware gleich gut/schlecht oder gibts da Unterschiede?
Grundsätzlich funktionieen alle gleich gut/schlecht, denn alle benutzen den Linux-Kernel. Unterschiede gibt es im Detail, da die Voreinstellungen variieren (siehe. z.B. die WLAN-Installer-Gechichte bei Debian).
Du wirst jede Distribution auf einer Hardware zum Laufen kriegen auf der irgendeine andere läuft. Die Frage ist nur wie viel Arbeit du investieren musst.

5. Inwiefern sollte ich bei meiner Wahl auf die Hardware Rücksicht nehmen? Das schwächste Gerät, das bei mir zur Zeit für Linux in Frage kommt, ist ein X200s
Grundsätzlich wird da alles laufen. Beim X200s würde ich aber tendenziell einen schlanken Desktop (Xfce, LXDE, Awesome - um bei den schon genannten zu bleiben) empfehlen.
Welche Distribution du dir dafür aussuchst ist im Grunde egal, aber manche machen es dir einfacher ein schlankes System aufzusetzen als andere.
 
Hallo,

zu 1.:
  • Mint: Sehr anwenderfreundlich, kommt mit einer Vielzahl an gut ausgewählten, vorinstallieren Paketen daher, für den Heimanwender (Multimedia, Codecs, VLC, Steam, Skype, etc.) ideal, basiert auf Ubuntu (wobei es auch Versionen gibt die auf Debian bestehen), Standard-Desktops: MATE oder Cinnamon, auch in anderen "Geschmacksrichtungen" erhältlich.
  • Ubuntu: abgerundetes Design (Stichwort: Convergence), sehr einsteigerfreundlich, sehr große Community, bald auch am Smartphone, fremde Paketquellen (PPA's)
    • Kubuntu: Ubuntu mit vorinstalliertem KDE-Desktop
    • Xubuntu: Ubuntu mit vorinstalliertem XFce-Desktop
    • Lubuntu: Ubuntu mit vorinstalliertem LXDE-Desktop
  • Debian: nicht immer die aktuellsten Pakete dafür aber sehr stabil, Auswahl an Software-Paketen die bei der Installation installiert werden können (Server, Multimedia, Office).

zu 2.: Da muss sich jeder selber "durchwurschtln" (eigentlich auch bei den Distributionen) um zu sagen, welche einem am liebsten ist. Oft ist es auch eine Frage der Performance. KDE, Gnome 3 (aka "Gnome Shell"), Unity, Cinnamon brauchen recht viel System-Ressourcen. Andere Desktopumgebungen sind auch leichtgewichtiger wie zB MATE (Fork von Gnome 2), Xfce, LXDE. Es wäre auch gut, wenn man sich den Unterschied zwischen Desktopumgebung und Fenstermanager anschaut. Eine besondere Rolle nehmen die sogenannten "Tiling-Window-Manager" ein. Das sind reine Fenstermanager, die aber oftmals auch eine Desktopumgebung ersetzen können. Sie zeichnet vorallem ein sehr produktiver Workflow aus, sind schnell und leichtgewichtig. Für den Anfang evtl. eher nicht so anfängerfreundlich geeignet.

zu 3.: Grundsätzlich kann man jedes DE, jeden WM mit jeder Distribution kombinieren. Diese liegen meist in den Paketquellen vor und können von da sehr leicht installiert werden. Wenn es nicht in den Paketquellen vorliegt, muss man sich selbst daran machen und es kompilieren, was wiederum einiges an "Gefrickel"-Arbeit voraussetzt. Unity zB lässt sich nur schwer auf anderen Distributionen installieren. Ich würde dir ehrlich gesagt zu Beginn nicht empfehlen, eine andere Desktop-Umgebung zu installieren, als die die mit der Distribution mitsich kommt. Viele Distributionen bieten deswegen schon vorab verschiedene Varianten an. Schau dir am besten einige Youtube-Videos an bzw. probier die vorab in der virtuellen Maschine aus, um zu sehen was dir gut liegt. Teils schauen diese auch etwas unterschiedlich aus, weil viele Distributionen diese mit eigenem Design versehen und auch andere Anpassungen vornehmen können.

zu 4.: Ich habe bisher Mint, L/X/Ubuntu, Debian auf meinen Thinkpads probiert. Alle funktionieren hervorragend und die Hardwareunterstützung ist wirklich sensationell gut. Bei mir hat immer alles out-of-the-box funktioniert. Und falls mal was nicht geht, findet man hier im Forum genügend Threads, die dieses Thema ansprechen. Man sollte auch auf jeden Fall einen Blick ins Wiki werfen, da wird einem echt gut geholfen.

zu 5.: Es gibt sicherlich auch Hardware die weniger gut unterstützt wird. Obwohl es sich in den letzten Jahren wirklich sehr stark verbessert hat, mit dem Hardware-support. Abzuraten kann ich bisher nur von Macbooks, weil es da oft an Treibern mangelt und das generell ein ziemliches herum-gewurschtel ist, bis man da alles am laufen hat. (obwohl es auch gute Guides dazu gibt). Ansonsten sind grundsätzlich ATI-Grafikkarten und die von Intel besser für Linux geeignet, weil sie einfach offene Treiber haben. Bei nVidia muss man oft auf proprietäre Treiber zurückgreifen.


Bitte steinigt mich, falls ich irgendetwas falsches gesagt habe. Ganz besonders du, hikaru. Am besten in dem man, meinen Beitrag zersäbelt und an jedem Satz, Absatz und hinter jedem Punkt meine Hilfestellung kritisiert. Ich bin auch nur ein Anwender, der versucht anderen zu helfen und auch gern Hilfe annimmt, wenn ich sie brauche.
 
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